Über die Blinddarmentzündung
Eine Blinddarmentzündung oder Appendizitis liegt vor, wenn der Wurmfortsatz (der am Blinddarm dranhängt) entzündet ist. Der Blinddarm selbst ist nicht betroffen. Zu einer Entzündung kann es kommen, wenn Stuhlreste oder Fremdkörper (zum Beispiel Obstkerne) den Übergang zwischen Blinddarm und Wurmfortsatz blockieren. Typische Symptome eines entzündeten Blinddarms sind:
- Durchfall
- Verstopfung
- starkes Schwitzen
- Fieber
In der Regel wird zur Behandlung einer Blinddarmentzündung baldmöglichst eine Operation eingeleitet, bei der der Chirurg den Wurmfortsatz entfernt. Bleibt eine Appendizitis unerkannt und unbehandelt, führt dies zu einem Darmdurchbruch. Der entzündete Wurmfortsatz platzt, wobei Eiter und Bakterien in den Bauchraum gelangen.
Das kann wiederrum eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung auslösen. Bei älteren Menschen oder in der Schwangerschaft kommt es bei einer Blinddarmentzündung aus verschiedenen Gründen besonders leicht zu solchen Komplikationen. Eine frühzeitige Behandlung ist daher entscheidend.
Häufigkeit der Blinddarmentzündung
Jährlich tritt bei 100 von 100.000 Menschen eine Blinddarmentzündung auf.1 Dabei sind Frauen insgesamt öfter betroffen als Männer. Die Erkrankung kommt vor allem in den Jugendjahren vor (bei Frauen zwischen 15 und 19 Jahren und bei Männern zwischen 10 und 14 Jahren).1 Bei älteren Menschen ist eine Blinddarmentzündung dagegen sehr selten. Weniger als zehn Prozent der Patienten sind über 60 Jahre alt.1
Blinddarmentzündung – Schwangerschaft verändert Symptomatik
Im Laufe einer Schwangerschaft nimmt die Gebärmutter an Größe zu und auch das Kind wächst im Bauch. Um für diesen Vorgang Platz zu schaffen, wird der Darm weiter nach oben verlagert. Bei einer Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft bleibt daher häufig der Schmerz im rechten Unterbauch aus, da der Wurmfortsatz seine Position geändert hat.
Schwangere mit Appendizitis klagen oft über Schmerzen im Oberbauch oder unspezifische Beschwerden wie Rückenschmerzen. Diese veränderten Symptome sind nur sehr schwer von den herkömmlichen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft zu unterscheiden, was zu einer späten Diagnose führen kann.
Wann sollten Schwangere zum Arzt?
Mit einer Blinddarmentzündung ist in der Schwangerschaft nicht zu spaßen. Komplikationen sind für Mutter und Kind lebensgefährlich. Wenn bei Betroffenen Unsicherheit darüber herrscht, ob es sich um herkömmliche Schwangerschaftsbeschwerden oder um die Anzeichen einer Appendizitis handelt, ist es im Zweifel immer ratsam, einen Arzt aufsuchen. Das frühzeitige Erkennen einer Blinddarmentzündung ist für einen positiven Verlauf von Bedeutung.
Behandlung einer Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft
Grundsätzlich wird geraten, Operationen in der Schwangerschaft zu meiden. Vollnarkosen stellen immer ein Risiko für Mutter und Kind dar. Allerdings ist bei einer akuten Blinddarmentzündung ein chirurgischer Eingriff auch in der Schwangerschaft oft unumgänglich.
Zwar kann der Mediziner eine Antibiotika-Therapie zur Behandlung der Entzündung einsetzen, diese ist aber nur in sehr seltenen Fällen ausreichend. Hinzu kommt, dass das Risiko bei einer Entfernung des Blinddarms im Vergleich zu dem bei einem Darmdurchbruch für Mutter und Kind gering ausfällt. Zu einem Darmdurchbruch kommt es, wenn die Entzündung unbehandelt bleibt und der Wurmfortsatz platzt.
Wird eine Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft operiert, müssen die Bedingungen daran angepasst werden. So benötigen Schwangere zum Beispiel eine höhere Sauerstoffversorgung als Nicht-Schwangere.
Außerdem sind in der Schwangerschaft das Blutvolumen, die Pulsfrequenz und der Blutdruck erhöht. Darauf muss sich das Operations-Team vor dem Eingriff ebenfalls einstellen.
Grundsätzlich stehen bei der Behandlung einer Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft die gleichen Methoden zur Verfügung, wie bei einer herkömmlichen Appendizitis: die offene Appendektomie (Bauchschnitttechnik) und die laparoskopische Appendektomie (Schlüssellochtechnik).
Obwohl eine laparoskopische Appendektomie mit einer schnellen Wundheilung und geringen Narbenbildung punktet, wird bei einer Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft oft mit der Bauchschnitttechnik gearbeitet. Hierbei ist das Risiko für eine Frühgeburt etwas geringer. Letztendlich entscheidet der Arzt darüber, welche Methode für Mutter und Kind am besten ist.
Blinddarmentzündung: Ist Vorbeugen in der Schwangerschaft möglich?
Einer Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft (und auch allgemein) entgegen zu wirken, ist unmöglich. Sie können Fremdkörper, wie zum Beispiel Kirsch- oder Wassermelonenkerne, meiden, die Wahrscheinlichkeit, dass diese eine Blinddarmentzündung auslösen, besteht aber sowieso kaum.
Zwar trägt eine gesunde Verdauung zur Vorbeugung von Verstopfung bei (wodurch sich keine Kot-Reste im Darm ansammeln), ausschließen können Sie eine Blinddarmentzündung dadurch trotzdem nicht vollständig. Achten Sie deshalb auf die kleinsten Signale oder Veränderungen Ihres Körpers.
Vor allem in der Schwangerschaft empfiehlt es sich, beim Verdacht auf Blinddarmentzündung lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Arzt zu gehen.