Aminosalicylate: Basis-Medikamente bei Colitis ulcerosa


Aminosalicylate werden zur Unterdrückung von Entzündungen im Darm verabreicht und gehören zu den Basis-Medikamenten bei Colitis ulcerosa. Sie hemmen die Bildung verschiedener Entzündungsstoffe im Körper (Leukotriene, Prostaglandine, Zytokine) und sind außerdem dazu in der Lage, schädliche Sauerstoff-Radikale zu inaktivieren.

Was sind Sauerstoffradikale?

Sauerstoffradikale, auch reaktive Sauerstoffspezies (ROS, englisch für reactive oxygen species), entstehen in unseren Körperzellen als Bestandteil des Energiestoffwechsels, aber auch im Rahmen von Entzündungen. In geringen Mengen agieren sie als wichtige Signalmoleküle. Eine hohe Konzentration von ROS kann jedoch den Körper schädigen und Krankheiten wie Krebs fördern. Sogenannte Antioxidantien dienen der Beseitigung von Sauerstoffradikalen im Körper. Solch eine anti-oxidative Wirkung besitzen auch Aminosalicylate, die als Medikamente gegen Colitis ulcerosa eingesetzt werden.

Aminosalicylate sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich: als Zäpfchen, Klysmen (Einläufe), Schäume oder Tabletten. Die rektale Anwendung (Zäpfchen, Klysmen, Schäume) ist nur dann geeignet, wenn die Entzündung auf den letzten Dickdarmabschnitt begrenzt ist.

Ist eine größere Region betroffen, genügt deren Reichweite nicht und der Wirkstoff muss in Form von Tabletten eingenommen werden. Aminosalicylate gelten grundsätzlich als verhältnismäßig nebenwirkungsarm – in seltenen Fällen können unerwünschte Begleiterscheinungen wie beispielsweise:

  • Oberbauchbeschwerden,
  • Übelkeit,
  • Kopfschmerzen und
  • Reizungen der Haut auftreten.

Aus diesem Grund werden diese Medikamente häufig auch noch nach dem Ende eines aktiven Colitis ulcerosa-Schubs eingenommen, um die beschwerdefreie Phase aufrechtzuerhalten. Zur Behandlung schwerer Krankheitsverläufe von Colitis ulcerosa reicht die Wirkung von Aminosalicylaten leider meist nicht aus.

Als Alternative zu Aminosalicylaten setzen Ärzte bei Patienten mit leichten bis mittleren Symptomen heutzutage auch auf Probiotika – insbesondere dann, wenn die Betroffenen eine Unverträglichkeit gegenüber Aminosalicylaten zeigen. Colitis ulcerosa ist häufig mit einer Störung der Darmflora verbunden. Die in Probiotika enthaltenen gesundheitsfördernden Mikroorganismen wirken diesem Ungleichgewicht entgegen.

Kortikosteroide: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung


Zu den Standard-Medikamenten gegen Colitis ulcerosa zählen auch Kortikosteroide. Die entzündungshemmende Wirkung dieser Arzneimittelgruppe beruht auf ihrer Fähigkeit, die Bildung und die Aktivität von Immunzellen sowie deren Einwandern in den Darm zu behindern. Kortikosteroide sind in Form von Spritzen und Tabletten erhältlich. Auch eine rektale Anwendung als Zäpfchen, Schaum oder Klysma ist möglich.

Kortikosteroide sind für ihre effektive Wirkung bekannt – leider jedoch auch für die teils schweren Nebenwirkungen, insbesondere bei langanhaltender Einnahme. Dazu zählen unter anderem:

  • Gewichtszunahme
  • erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Grauer und Grüner Star
  • Nervenschädigungen
  • psychische Beschwerden

Kortikosteroide werden deshalb bei schweren, akuten Krankheitsschüben eingesetzt. Zur Daueranwendung sind diese Medikamente ungeeignet und müssen schrittweise abgesetzt werden, sobald eine Besserung der Colitis ulcerosa-Symptome eingetreten ist.

Colitis ulcerosa: Medikamente zur gezielten Hemmung des Immunsystems


Patienten, bei denen weder durch Aminosalicylate allein noch durch die Kombination mit Kortikosteroiden ein Behandlungserfolg erreicht werden kann, erhalten häufig sogenannte Immunsuppressiva. Im Gegensatz zu den genannten Basis-Medikamenten gegen Colitis ulcerosa, die ganz grundsätzlich dazu dienen, Entzündungsprozesse zu unterdrücken, ist die Wirkung von Immunsuppressiva zielgerichteter.

Hier sollen einzelne Prozesse des Immunsystems, die bei Colitis ulcerosa bekanntermaßen fehlreguliert sind, wieder normalisiert werden. Nebenwirkungen sind jedoch auch bei dieser Art von Medikamenten möglich. Beispiele hierfür sind:

  • Entzündungen der Leber oder der Bauchspeicheldrüse (klingen nach Absetzen des Arzneimittels ab)
  • Schwindel und Kopfschmerzen (vor allem zu Beginn der Therapie)

Anders als Kortikosteroide sind Immunsuppressiva trotz der Nebenwirkungen auch gut für die Langzeittherapie geeignet – vor allem bei Patienten mit wiederkehrenden schweren Schüben. Jedoch sollten Patienten beachten, dass sich eine dauerhafte Therapie mit Immunsuppressiva auch auf die Fähigkeit des Körpers zur Abwehr von Infektionen auswirken kann.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über gegebenenfalls notwendige Impfungen und scheuen Sie sich nicht davor, auch bei scheinbar harmlosen Infekten medizinischen Rat einzuholen.

Biologika: Neue Medikamente gegen Colitis ulcerosa


Eine neue Klasse von Medikamenten, die heutzutage auch immer häufiger bei Colitis ulcerosa eingesetzt werden, sind sogenannte Biologika. Dabei handelt es sich um Eiweißmoleküle (Proteine), die mit Hilfe biotechnologischer Methoden in lebenden Zellen (Zellkultur) hergestellt werden und unseren körpereigenen Strukturen nachempfunden sind.

Sie können entweder eine fehlende Substanz im Körper ersetzen oder gezielt in einen krankhaften Vorgang im Körper eingreifen und diesen blockieren (beispielsweise die schädliche Entzündung bei Colitis ulcerosa).

Um eine möglichst starke Wirkung zu erzielen, verschreiben Ärzte Biologika häufig in Kombination mit den Basismedikamenten. Die Darreichung der neuartigen Mittel erfolgt in Form von Spritzen, die entweder der Arzt in die Vene gibt oder der Patient spritzt sich das Mittel, nach Einweisung durch den Mediziner, selbst unter die Haut.

Als Tabletten sind Biologika nicht erhältlich, da sie die Magensäure nicht überstehen können und der Wirkstoff so nicht unbeschadet ins Blut gelangt.

Antikörper als Medikamente gegen Colitis ulcerosa

Die häufigsten Vertreter aus der Gruppe der Biologika sind therapeutisch wirksame Antikörper. Antikörper kennen wir eigentlich als Bestandteil unserer eigenen Immunabwehr. Sie kreisen mit dem Blut durch unseren Körper, um sich an eingedrungene Krankheitserreger zu hängen und sie unschädlich zu machen.

Dabei gibt es eine unvorstellbare Anzahl verschiedener Antikörper, von denen jedes nur ein einziges Antigen (beispielsweise eine Oberflächenstruktur auf einem Virus) erkennt und es nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip bindet.

Und genau diese Spezifität macht Antikörper so interessant für den Einsatz in der Therapie. Dank moderner Methoden ist es heutzutage möglich, Antikörper gegen jedes beliebige Molekül herzustellen, um es im Körper gezielt zu blockieren. Zu den biologischen Medikamenten gegen Colitis ulcerosa zählen derzeit beispielsweise:

  • Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor α (anti-TNFα): entzündungsfördernder Signalstoff des Immunsystems
  • Antikörper gegen ein Integrin (α4β7-Integrin): Signalmolekül, das die Einwanderung von Immunzellen in den Verdauungstrakt steuert

Der große Vorteil dieser Art von Medikamente gegen Colitis ulcerosa ist, dass sie sich nicht auf das gesamte Immunsystem auswirken, sondern nur ein Signalmolekül blockieren, das die Entzündung im Darm vorantreibt.

Ein Fazit zu den biologischen Medikamenten gegen Colitis ulcerosa

Biologika bringen auch Nachteile mit sich. Einer davon ist, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr teuer sind. Sie werden von Ärzten deshalb oft erst dann verschrieben, wenn übliche Behandlungsmethoden keine ausreichende Wirkung zeigen.

Hinzu kommt, dass nicht jeder Patient mit Colitis ulcerosa diese Medikamente verträgt. In manchen Fällen wehrt sich der Körper gegen die „fremden“ Eiweißstrukturen – eine allergische Reaktion kann die Folge sein.

Die Hemmung bestimmter Immunantworten durch therapeutische Antikörper kann schließlich auch zu einer verstärkten Anfälligkeit gegen Infektionskrankheiten führen. Das trifft jedoch grundsätzlich auf Medikamente gegen Colitis ulcerosa zu.

Zahlreiche Präparate aus der Gruppe der Biologika befinden sich aktuell noch in der Entwicklung. Auch wenn noch viel geforscht werden muss, stellen Biologika einen großen Durchbruch bei der Therapie von Colitis ulcerosa dar.

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