Die Diagnose der Divertikulitis
Bei Verdacht auf eine Divertikulitis werden Betroffene von ihrem Hausarzt an einen Gastroenterologen überwiesen, der auf Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert ist. Der Mediziner erkundigt sich zunächst nach den Symptomen und möglichen Vorerkrankungen.
Außerdem erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Darmgeräusche abhört und Unterbauch sowie After abtastet. Daneben kommen in der Regel auch bildgebende Verfahren wie ein Ultraschall zum Einsatz, mit dem sich der Mediziner ein genaueres Bild der Ausstülpungen verschafft.
Steht die Diagnose dann immer noch nicht fest, kann zudem eine Computer- oder Magnetresonanztomografie durchgeführt werden. Mithilfe einer Blutuntersuchung lassen sich zudem erhöhte Entzündungswerte feststellen, die auf eine Divertikulitis hindeuten. Je nach Befund unterscheidet der Gastroenterologe zwischen verschiedenen Stadien:
- akute unkomplizierte Divertikulitis: leichte Schmerzen im linken Unterbauch, eventuell Fieber
- akute komplizierte Divertikulitis: Druckschmerz, verhärteter Bauch, Fieber, hohes Risiko von Komplikationen (Blutungen der Divertikel, Abszess- und Fistelbildung, Darmverschluss)
- chronische Divertikulitis: immer wiederkehrende Beschwerden
Gut zu wissen:
Kommt ein Patient mit sehr starken Beschwerden ins Krankenhaus, drängt die Zeit. Meist leitet der Arzt dann umgehend eine Notfalloperation ein. Bei starken Scherzen könnte die Darmwand bereits gerissen sein – ein lebensgefährlicher Zustand.
Therapie bei einer unkomplizierten Divertikulitis
Einige Menschen, vor allem ältere, haben Darmdivertikel und wissen davon gar nichts. Das liegt daran, dass die Ausstülpungen der Darmschleimhaut oft nicht zu Beschwerden führen. In diesen Fällen sprechen Mediziner von einer Divertikulose, die im Regelfall auch nicht therapiert wird.
Nur etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt Symptome wie Schmerzen im linken Unterbauch oder Verdauungsprobleme, wobei häufig eine Entzündung, die sogenannte Divertikulitis, die Ursache ist.1 Eine Divertikulitis verläuft mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 39 Prozent in Schüben.2 Das heißt, dass auf akute Entzündungsschübe immer wieder beschwerdefreie Intervalle folgen.
Etwa 95 Prozent aller akuten Divertikulitiden sind unkompliziert. Sie verursachen zwar unangenehme Beschwerden, weitere Komplikationen wie ein Darmdurchbruch oder eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung sind hier jedoch nicht zu befürchten.
Je nach dem Krankheitsbild der unkomplizierten Divertikulitis entscheidet der Arzt, ob eine Antibiotikatherapie notwendig ist oder eine vorübergehende Nahrungseinschränkung ausreicht.3
Direkt zu den konservativen Behandlungsmethoden:
Ernährungstherapie
Handelt es sich um eine unkomplizierte Form der Divertikulitis, bei der kein Fieber (Temperatur über 39 °C) und auch sonst keine Risikofaktoren wie eine Immunschwäche vorliegen, reicht es in der Regel aus, den Körper im Kampf gegen die Entzündung zu unterstützen.2
So kann meist ein kurzzeitiger Verzicht auf feste Nahrung Linderung verschaffen, weil der Darm dann geschont wird und sich von der Entzündung erholen kann. Der Patient erhält wichtige Nährstoffe über Infusionen. Aber auch im Anschluss verordnet der Arzt meist flüssige oder leichte Kost.
Führt die Therapie zu einer Verbesserung, muss der Patient die Schonkost noch einige Tage fortsetzen und kann dann wieder normal essen.
Behandlung mit Antibiotika
Noch vor einigen Jahren wurde eine Divertikulitis grundsätzlich mit Antibiotika behandelt. Heute sind Mediziner vorsichtiger mit der Gabe dieser Medikamente, unter anderem, weil sich Resistenzen bilden können.3
Werden Antibiotika zu häufig oder fehlerhaft eingesetzt, nimmt die Widerstandskraft der Bakterien zu, sie werden resistent und die Medikamente im Bedarfsfall wirkungslos.4
Der Einsatz von Antibiotika und die Wahl des entsprechenden Medikaments sollten deshalb nur mit Vorsicht und nach ausführlicher Risiko-Nutzen-Abwägung durch den Mediziner erfolgen. Bei bestimmten Patientengruppen ist die Gabe von Antibiotika allerdings empfehlenswert, da es bei ihnen leichter zu Komplikationen kommen kann. Dazu gehören Menschen
- mit Bluthochdruck,
- einer starken Allergieneigung,
- einem schwachen Immunsystem oder
- weiteren Organerkrankungen (zum Beispiel chronische Nierenerkrankung).5
Ob die Antibiotikatherapie ambulant zu Hause durchgeführt werden kann oder der Patient zur Beobachtung in ein Krankenhaus muss, entscheidet dabei der Mediziner. Im Krankenhaus werden die Antibiotika meist in Form einer Infusion über eine Vene verabreicht, wodurch das Medikament direkt ins Blut gelangt. Mit einer intravenösen Antibiotika-Therapie lässt sich die Dosierung genau auf den Zustand des Divertikulitis-Patienten abstimmen.
Wird das Antibiotikum oral verabreicht, hat das den Vorteil, dass eine ambulante Behandlung des Patienten möglich ist. Nachteilig ist hingegen: Da der Wirkstoff des Antibiotikums erst über den Verdauungstrakt ins Blut gelangt, gibt dies der Entzündung mehr Zeit, sich auszubreiten. Ob und wie die Medikamente angewandt werden, ist daher im Einzelfall der Divertikulitis zu entscheiden.
Wie lange müssen Antibiotika eingenommen werden?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Dauer der Einnahme richtet sich nach dem entsprechenden Wirkstoff sowie der Schwere der Divertikulitis.
Die Medikamente werden normalerweise gut vertragen. Nebenwirkungen wie beispielsweise Herzrasen, Schwindel oder Schlaflosigkeit sind jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen. Lesen Sie daher aufmerksam den Beipackzettel und wenden Sie sich an Ihren Arzt, falls Sie solche Symptome bemerken.
Zudem kann die Einnahme von Antibiotika zu einer Störung der Darmflora führen — die Folge ist beispielsweise Durchfall.6 Um dem entgegenzuwirken, eignen sich Probiotika (gesundheitsfördernde Bakterien), die dazu beitragen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen.
Weitere Medikamente
Immer häufiger im Gespräch im Zusammenhang mit Divertikulitis ist Mesalazin, ein entzündungshemmender und antioxidativer Wirkstoff aus der Gruppe der Aminosalicylate. Mesalazin wird bisher hauptsächlich bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn eingesetzt, konnte bei manchen Divertikulitis-Patienten jedoch auch zu einer Linderung ihrer Beschwerden führen. Wie wirksam das Medikament Mesalazin bei Divertikulitis wirklich ist, müssen weitere Studien zeigen. 7
Zudem kann die Gabe von Schmerzmitteln (Analgetika) zu einer Linderung der Schmerzen beitragen. Nicht-steroidale Antirheumatika (wie Ibuprofen oder Diclofenac) sollten jedoch nicht eingenommen werden, da sie unter Umständen einen Darmdurchbruch begünstigen können.7 Lassen Sie sich daher von einem Arzt oder Apotheker beraten, welche Schmerzmittel für Sie geeignet sind.
Alternative Behandlungsformen
Vorneweg: Eine Divertikulitis ist eine ernste Erkrankung, die unbedingt eine ärztliche Behandlung erfordert. Unterstützend können jedoch auch Hausmittel und homöopathische Mittel die Therapie ergänzen. Vor allem die Heilpflanzen Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze oder Kamille (beispielsweise in Form von Tees) gelten als gut für die Verdauung. Aber auch feucht-warme Auflagen mit krampflösenden ätherischen Ölen tragen unter Umständen dazu bei, Schmerzen zu lindern.8
Heilpraktiker empfehlen gegen einzelne Divertikulitis-Beschwerden zudem folgende homöopathische Mittel:9
- Blähungen: Asa foetida D6, Carbo vegetabilis D6, Chamomilla recutita D12
- krampfartige Bauchschmerzen: Acidum nitricum D12, Carbo vegetabilis D6
- Durchfall: Aloe D6, Acidum nitricum D12, Podophyllum peltatum D6
Die Dosierung sollten Sie mit einem Homöopathen abstimmen.
Therapie bei einer komplizierten Divertikulitis
In schweren Fällen der Divertikulitis ist eine Behandlung im Krankenhaus und möglicherweise eine Operation notwendig.
Gründe für eine Operation:
- Darmdurchbruch
- Darmverengung
- Darmabszesse (Eiteransammlungen)
- sehr starke Blutungen
- Fisteln (Verbindungsgängen zwischen Organen)
- andere Therapien schlagen nicht an
- immer wiederkehrende Entzündungen (chronische Divertikulitis)
Der chirurgische Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Vor einer geplanten Operation muss der Darm vollständig entleert sein. Das heißt, der Patient darf am Vortag der Operation nichts essen und muss Abführmittel zu sich nehmen. Dadurch soll vermieden werden, dass während des Eingriffs Darminhalt in den Bauchraum gelangt. In besonderen Fällen, beispielsweise wenn ein Divertikel durch die Entzündung platzt, ist eine Notfalloperation unumgänglich.
Der Chirurg entscheidet, ob ein großer Bauchschnitt oder ein laparoskopisches Verfahren sinnvoll ist. Unter Letzterem versteht man eine „Schlüsselloch-Technik“, bei der der Chirurg nur eine kleine Öffnung in der Bauchhöhle schaffen muss. Über diese werden dann Behandlungsinstrumente eingeführt.
Der Großteil der Divertikel entsteht im Sigma, dem Abschnitt des Dickdarms vor dem Mastdarm, da hier der Druck des Stuhlgangs am höchsten ist. Deshalb wird meist dieser Teil (zusammen mit einem Stück des Mastdarms) entfernt. Anschließend näht der Chirurg die beiden Enden des Darms wieder zusammen.
Sollten die Enden stark entzündet oder geschädigt sein, hat der Arzt zudem die Möglichkeit einen künstlichen Darmausgang (Stoma) zu legen, um die frische Naht vorrübergehend zu entlasten. Dieser kann nach wenigen Wochen im Rahmen einer kleinen Operation wieder entfernt werden.10
Ein Eingriff am Darm ist generell nicht ohne Risiko. Es kann beispielsweise zu Komplikationen wie einer undichten Naht, Abszessen, Wundinfektionen oder Blutungen kommen. Anschließend müssen Operierte daher einige Tage im Krankenhaus bleiben und sich mehrere Wochen körperlich schonen.
Zudem dürfen Patienten in den ersten Tagen nur flüssige Nahrung (zum Beispiel Suppen oder Joghurt) zu sich nehmen. Danach werden sie langsam an eine magenschonende feste Kost herangeführt.
Vorbeugung statt Behandlung? Das können Sie tun!
Die Divertikulitis verläuft häufig in Schüben. Die Wahrscheinlichkeit einer wiederkehrenden akuten Episode beträgt bis zu 39 Prozent.2 Aber wie lässt sich solch einem erneuten Entzündungsschub vorbeugen? In erster Linie sollten Betroffene Risikofaktoren wie Rauchen oder den Verzehr von rotem Fleisch meiden und auf eine ballaststoffreiche Ernährung achten.
Setzen Sie also ausreichend Obst und Gemüse auf Ihren Speiseplan, denn Äpfel, Karotten und Co. enthalten viele Ballaststoffe – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag. Außerdem sollten Menschen, die ein hohes Risiko für Divertikel haben, Übergewicht gezielt vermeiden und Verstopfung vorbeugen, indem sie sich ausreichend bewegen.
Generell, aber vor allem auch nach oder während einer Antibiotikatherapie, kann zudem die Einnahme von Probiotika – lebendigen Mikroorganismen — zur Unterstützung der Darmflora förderlich sein.
Da Antibiotika nicht zwischen „bösen“ und „guten“ Bakterien unterscheiden, nehmen sie Einfluss auf das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora, was wiederum Entzündungen des Dickdarms sowie starke Durchfälle begünstigen kann. Spezielle mikrobiologische Präparate aus der Apotheke können dazu beitragen, diese Entzündungsreaktionen zu dämpfen und die Darmflora in Balance zu halten.