Was ist eine Divertikulose?


Bei einer Divertikulose handelt es sich nicht, wie viele Menschen vielleicht meinen, um eine Erkrankung. Der Begriff bezeichnet vielmehr eine Veränderung im Darm, bei der kleine Ausstülpungen an der Darmwand entstehen. Doch wie genau passiert das? Grundsätzlich besteht die Wand des Darms aus zwei Schichten: der inneren Schleimhautschicht und der äußeren Muskelschicht.

Gelangt Nahrung in den Darm, erzeugt die Muskulatur durch ihre Bewegungen Druck im Verdauungstrakt und schiebt den Speisebrei beziehungsweise den entstehenden Kot weiter. Der Druck kann bei diesem Vorgang so hoch sein (zum Beispiel bei Verstopfungen), dass sich vorhandene Schwachstellen nach außen ausstülpen. Diese Ausstülpungen bezeichnen Mediziner als Divertikel. Eine Divertikulose beschreibt das Vorkommen von mehreren Divertikeln im Darm.

Genau genommen gibt es zwei Arten von Divertikulosen. Die meisten Divertikel sind sogenannte „falsche“ Divertikel oder Pseudodivertikel. Hierbei stülpt sich nur ein Teil der Schleimhautschicht nach außen, nicht die gesamte Darmwand. Im Gegensatz dazu kommen „echte“ Divertikel nur sehr selten vor. Hier sind Muskel- und Schleimhautschicht von der Ausstülpung betroffen.

Divertikel verursachen in der Regel keine Symptome. Häufig entdecken Ärzte eine Divertikulose eher zufällig bei Vorsorgeuntersuchungen (zum Beispiel bei einer Darmspiegelung). Solange die Divertikel keine Beschwerden verursachen (asymptomatische Divertikulose), müssen sie in der Regel auch nicht behandelt werden. Kommt es doch zu unangenehmen Symptomen, wie Bauchschmerzen oder Blähungen, ist allgemein von einer Divertikelkrankheit die Rede.

Wer ist betroffen?

Divertikel im Darm sind weit verbreitet. Etwa 30 Prozent der Menschen ab 60 Jahren sind davon betroffen.1 Bei jüngeren Personen ist eine Divertikulose dagegen eher ungewöhnlich. Eine Häufung im späteren Lebensabschnitt liegt vermutlich daran, dass mit zunehmendem Alter das Bindegewebe schwächer wird und es dadurch leichter zu Schwachstellen in der Schleimhaut kommt. Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung sowie Alkohol- und Tabakkonsum können das Risiko der Divertikel-Bildung auch bei jüngeren Menschen erhöhen.

Divertikulitis: Entzündung der Divertikel


Bei einer Divertikulitis handelt es sich um eine Entzündung der kleinen Ausstülpungen im Darm. Sie entsteht aus einer Divertikulose heraus. Das passiert zum Beispiel, wenn Stuhlpartikel an den Divertikeln hängen bleiben und Krankheitserreger sich ansiedeln. Zu den Symptomen einer Divertikulitis zählen dann zum Beispiel:

Bleibt eine Divertikulitis unbehandelt, können daraus Komplikationen wie Abszesse (Ansammlungen von Eiter) oder ein Darmverschluss (Nahrungstransport wird gestoppt) entstehen. Umso wichtiger ist es daher, dass sich Menschen mit Divertikulose an ihren Arzt wenden, sobald sich Verdauungsbeschwerden bemerkbar machen.

Eine Entzündung der Ausstülpungen ist im Anfangsstadium mit Antibiotika und anderen Medikamenten oft gut behandelbar. Später kann ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung des betroffenen Darmabschnitts nötig sein.

Sigmadivertikulose und Kolondivertikulose – der Unterschied


Grundsätzlich können sich Divertikel in allen Teilbereichen des Dünn- und Dickdarms bilden, ausgenommen ist hier lediglich das Rektum (letzter Abschnitt des Dickdarms, der über den After nach außen endet). Am häufigsten sind sie aber in den hinteren Teilen des Dickdarms zu finden. 90 bis 95 Prozent aller Divertikulosen werden den sogenannten Sigmadivertikulosen zugeordnet.2

Gemeint sind damit Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die sich im letzten Dickdarmabschnitt, dem Sigma (Kolon sigmoideum), befinden. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel noch die Kolondivertikulose. Bei dieser Form entstehen die Divertikel im zweiten und längsten Abschnitt des Dickdarms, dem Kolon. Diese Lokalisierung ist aber eher selten.

Muss eine Divertikulose operiert werden?

Bei einer normalen, atypischen Divertikulose ist eine Entfernung der Divertikel durch ein chirurgisches Verfahren in der Regel nicht nötig. Nur wenn sich die Ausstülpungen immer wieder entzünden, es zu starken Blutungen kommt und diese regelmäßige Behandlung benötigen, ist eine Operation eine denkbare Option. Allgemein ist der Verlauf einer Divertikulose recht günstig. Häufig reichen schon kleinere Umstellungen im Lebensstil aus, um die Divertikel-Bildung nicht weiter voranzutreiben.

Einer Divertikulose vorbeugen


Es ist nur bedingt möglich, einer Divertikulose vorzubeugen, da das Bindegewebe im Alter automatisch anfälliger für Schwachstellen wird. Trotzdem können Sie einiges tun, um der Divertikel-Entstehung bestmöglich entgegenzuwirken. Experten vermuten, dass eine ballaststoffreiche Ernährung die Wahrscheinlichkeit einer Divertikulose mindert.

Ballaststoffe sind Nahrungsbestandteile, die der Körper kaum zersetzen kann und die daher quasi unverdaut im Darm landen. Sie aktivieren die Verdauung und fördern einen gesunden, geschmeidigen Stuhlgang. Um die Bildung von Divertikeln zu verhindern, sollten Sie deshalb auf eine ballaststoffreiche Kost achten. Verschiedene Gemüsesorten (zum Beispiel Paprika und Rosenkohl) und auch Vollkornprodukte sind gute Ballaststofflieferanten.

Außerdem ist regelmäßige Bewegung entscheidend, um den Darm in Schwung zu halten. Ein täglicher kurzer Spaziergang kann die Verdauung bereits positiv beeinflussen und zur Divertikel-Vorbeugung beitragen. Auch wichtig für eine gesunde Verdauung: ausreichend trinken. Experten empfehlen die Aufnahme von mindestens 1,5 Litern Flüssigkeit am Tag (am besten in Form von Wasser oder ungesüßten Tees).3

Bei körperlicher Betätigung und Hitze erhöht sich der Bedarf. Des Weiteren sollten Sie versuchen, Übergewicht zu meiden beziehungsweise dieses abzubauen. Durch zusätzliches Gewicht wird mehr Druck auf den Darm ausgeübt. Trotz dieser Maßnahmen gibt es aber keine Garantie, eine Divertikulose auszuschließen. Doch das ist nicht schlimm, denn solange keine Entzündung oder sonstige Beschwerden vorliegen, ist eine Divertikulose harmlos.

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Pauline Zäh Bereits als Kind wusste Pauline Zäh, dass sie einmal Redakteurin werden wollte. Lesen und Schreiben waren schon immer ihre großen Leidenschaften. Während des Journalismus-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich Medizin. Für sie ein besonders wichtiges Feld, denn Gesundheit geht jeden etwas an. Von 2019 bis 2021 war sie Teil von kanyo®. Pauline Zäh Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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