Darmflora: Warum ein Darmaufbau nach Antibiotika gut sein kann


Nicht ohne Grund gehören Antibiotika zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten. Mediziner empfehlen sie ihren Patienten für gewöhnlich erst dann, wenn es keine andere – ebenso effektive – Behandlungsalternative gibt. Denn: jeder Einsatz von Antibiotika fördert die Bildung von Resistenzen. Das heißt, dass durch natürliche Mutation der Bakterien ein Antibiotikum seine abtötende oder hemmende Wirkung gegenüber den Erregern verliert.1 Vereinfacht gesprochen, lernen die Bakterien mit jedem Kontakt zu einem bestimmten Antibiotikum sich dagegen zu behaupten. Manche Erreger entwickeln sogar gegen verschiedene Mittel Resistenzen und gelten somit als multiresistente Keime. Die Folge sind längere und deutlich schwerere Krankheitsverläufe, die sogar tödlich enden können.

Der weitere Grund für die sparsame Verschreibung liegt darin, dass eine Antibiotika-Einnahme neben ihren positiven Wirkungen auch Beschwerden wie Durchfall hervorrufen kann, die möglicherweise einen anschließenden Darmaufbau erfordern. Antibiotika sind Präparate, die dazu in der Lage sind, Bakterien zu bekämpfen beziehungsweise deren weitere Vermehrung zu unterbinden:

  • bakterizide Antibiotika töten die Erreger ab
  • bakteriostatische Antibiotika hemmen Wachstum und Vermehrung2

Die Präparate greifen die Strukturen (zum Beispiel die Zellmembran) oder den Stoffwechsel der Bakterien an und machen sie dadurch unschädlich.

Aha!

Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel besitzen, ist der Einsatz von Antibiotika nur bei Krankheiten sinnvoll, die durch Bakterien verursacht wurden. Mit anderen Worten: Gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos. 

Doch wie stehen nun die Antibiotika-Therapie und der Darmaufbau miteinander in Verbindung? Der große Nachteil von Antibiotika besteht darin, dass nicht nur bedenkliche, sondern auch für den Organismus wichtige und nützliche Bakterien attackiert werden. Besonders gravierend ist diese Tatsache für den Erhalt einer gesunden Darmflora (intestinale Mikrobiota).

Die Darmflora befindet sich im Dünn- sowie Dickdarm und besteht aus circa 100 Billionen1 Darmbakterien, von denen es verschiedenste Arten gibt.3 Diese sind wichtig für eine gesunde Verdauung. Darüber hinaus schützen sie den Organismus vor Krankheiten. Beispielsweise können sich bei einer gestörten Darmflora Clostridien (Bakteriengattung) schnell vermehren und schwere Durchfallerkrankungen, wie eine pseudomembranöse Colitis, auslösen. Ein Darmaufbau, auch Darmsanierung genannt, hat sich daher nach dem Einsatz von Antibiotika als förderlich erwiesen. Er eignet sich zur Wiederherstellung des Gleichgewichts der Darmflora.

So hilft eine Darmsanierung bei Durchfall nach Antibiotika


Nicht alle nützlichen Mikroorganismen Ihrer Darmflora überleben die Antibiotikaattacke. Um damit einhergehende Folgen, wie eine schwere Durchfallerkrankung, möglichst zu verhindern, hat sich ein Darmaufbau beziehungsweise eine Darmsanierung nach Antibiotika bewährt. Im Idealfall wird dadurch die natürliche Balance der Darmflora wiederhergestellt.

Darmsanierung mit Lebensmitteln und speziellen Nahrungsergänzungsmitteln

Doch wie erfolgt die Darmsanierung nach einer Antibiotika-Therapie? In erster Linie gelingt dies durch spezielle Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel, die für den Darm wichtige Mikroorganismen enthalten. Besser bekannt sind sie vielen Menschen auch unter dem Namen Probiotika. Gelangen die gesunden Kleinstlebewesen bis in den Darm, können sie dort Teil der Darmflora werden und ihr zu neuer Stärke verhelfen. Der Körper ist wieder dazu in der Lage, bedenklichen Bakterien wie beispielsweise Clostridien, die zum Durchfall nach Antibiotika führen, entgegenzuwirken.

Gut zu wissen!

Probiotika gibt es nicht nur in Form von Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, sondern auch als Arzneimittel in der Apotheke. Alles Wichtige zur Einnahme und welche Bakterienstämme für die jeweilige Erkrankung sinnvoll sind, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Zu den probiotischen Lebensmitteln, die beim Einsatz von Antibiotika den Darmaufbau unterstützen, gehören unter anderem Joghurt, Milch und Käse. Wichtig ist jedoch anzumerken, dass viele Produkte nicht ausreichend mit probiotischen Bakterien angereichert sind. Die Lagerungsbedingungen nach der Herstellung sowie die aggressive Magensäure im Rahmen der Verdauung können ein Übriges tun. Wollen Verbraucher Probiotika über Lebensmittel zuführen, sollten sie darauf achten, dass diese

  • zu den Sauermilchprodukten gehören (Joghurt, Kefir, Ayran, Lassi und Dickmilch) und
  • milchsauer vergoren sind (Bohnen, Möhren oder Sauerkraut).

Diese Nahrungsmittel haben einen günstigen Einfluss auf die Darmflora.4

Was ist der Unterschied zwischen Probiotika und Präbiotika?

Bei probiotischen Lebensmitteln und Präparaten werden dem Körper lebende Mikroorganismen, wie Lactobazillen oder Bifidobakterien, zugeführt. Präbiotika hingegen sind unverdauuliche Nahrungsbestandteile beziehungsweise Ballaststoffe, die das Wachstum spezieller Bakterien anregen und so eine positive Wirkung auf die Darmflora haben.5 Als besonders präbiotisch gelten

  • Lauch-Arten,
  • Chicorée,
  • Hülsenfrüchte,
  • verschiedene Wurzelgemüse und
  • Getreide wie Roggen oder Hafer.

Auf den Punkt gebracht: Probiotika sind nützliche, gesundheitsfördernde Mikroorganismen und Präbiotika ihre Nahrungsquelle.

Eine Darmsanierung nach Antibiotika ist erfolgreicher und verläuft schneller, wenn für die Darmflora gute Mikroorganismen in ausreichender Menge aufgenommen werden. Dies ist auch bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung mit probiotischen Lebensmitteln nicht immer gewährleistet. Deshalb greifen viele Patienten, die Antibiotika einnehmen, auch auf mikrobiologische Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel aus der Apotheke zum Darmaufbau zurück. Denn die darin enthaltenen, vermehrungsfähigen Mikroorganismen

  • sind in ausreichend hoher Anzahl im Präparat vorhanden und
  • haben eine hohe Überlebensfähigkeit gegenüber Magensäure und Gallensaft.

Bei einem Arzt oder Apotheker erhalten Sie nähere Informationen darüber, welches Produkt für Sie geeignet sind.

Ab wann darf mit dem Aufbau der Darmflora begonnen werden?

Eine Versorgung des Körpers mit probiotischen Mikroorganismen kann schon parallel zur Antibiotika-Behandlung laufen. Darüber hinaus sollte die Aufbaukur der Darmflora mehrere Wochen oder sogar Monate fortgeführt werden. Übrigens: In Studien wurde nachgewiesen, dass Probiotika die Dauer einer Durchfallerkrankung um bis zu drei Tage verkürzen.6

Wann und wie? Eine Anleitung zur Darmsanierung

Sie wollen Ihre Darmflora nach einer Antibiotikatherapie wieder aufbauen? Dabei kann eine Darmsanierung helfen.

Erster Schritt: Eine Darmsanierung startet in der Regel mit einer Darmreinigung, denn das Organ soll von allen Giften, Ablagerungen und Mikroorganismen befreit werden.

  • Bewährt haben sich hier Flohsamen (Psyllium). Sie binden Wasser und wirken so stark quellend, was das Stuhlvolumen erhöht. Zudem wird den enthaltenen Ölen in den Flohsamen eine abführende Wirkung zugesagt – beides Eigenschaften, die für eine Darmreinigung wichtig sind.
  • Heilerde soll ebenfalls schädliche Darmbakterien, Giftstoffe und Säure binden.
  • Außerdem ist Zeolith eine weitere Option zur Darmreinigung. Das Vulkangestein transportiert Giftstoffe wie Schwermetalle oder Medikamentenrückstände ab.

Die Mittel sind in verschiedenen Darreichungsformen in der Apotheke und in Biomärkten erhältlich.

Hinweis

Beim Vorliegen von Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich (beispielsweise dem Reizdarmsyndrom), einem geschwächten Immunsystem oder auch bei der Einnahme von Medikamenten (wie der Antibabypille) ist Vorsicht geboten. Sprechen Sie vor der Darmreinigung in jedem Fall mit Ihrem behandelnden Arzt.

Zweiter Schritt: Im Anschluss an die Darmreinigung erfolgt der Wiederaufbau einer gesunden Darmflora. Für die Darmsanierung ist die Einnahme von probiotischen Lebensmitteln beziehungsweise Nahrungsergänzungsmitteln wichtig. Auf diese Weise siedeln sich die für unseren Darm nützlichen und gesunden Mikroorganismen wieder an.

Darmaufbau nach Antibiotika bei Kindern


Antibiotika sind auch bei Kinderkrankheiten häufig das zuverlässigste Arzneimittel, um eine folgenlose Genesung zu ermöglichen. Jedoch kann die Darmflora der Kleinsten schnell aus dem Gleichgewicht geraten — die Wahrscheinlichkeit für Durchfallerkrankungen und Co. erhöht sich damit.

Doch auch bei Kindern ist mitunter nach der Anwendung von Antibiotika ein Darmaufbau empfehlenswert. Antibiotika bringen in vielen Fällen die kindliche Darmflora aus dem Gleichgewicht. Die Wahrscheinlichkeit für Durchfallerkrankungen und Co. erhöht sich damit.

Wissenswert: Für den Darmaufbau bei Kindern gibt es spezielle Produkte. Diese enthalten oft Darmbakterienstämme, die sich etwas besser für unsere Kleinsten eignen. Doch auch viele der nicht extra für Kinder gedachten Präparate können verwendet werden. Eltern, die wissen möchten, welche probiotischen Präparate am besten für den Darmaufbau ihrer Kinder sind, können einen Arzt oder Apotheker um Rat fragen.

Mehr zum Thema:
Carolin Stollberg Schreiben ist ihre Leidenschaft – und das am liebsten über Themen, die die Menschen wirklich bewegen. Nachdem sich Carolin Stollberg in ihrem Studium der Germanistik alle Instrumente angeeignet hat, die sie für das Schreiben guter Texte benötigt, konnte sie sich voll und ganz Ihren Interessensschwerpunkten widmen: Gesundheit und Medizin. Carolin Stollberg Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen