Milch und Antibiotika: Das passiert im Körper


Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Käse, Sahne oder Butter sind reich an lebenswichtigen Mineralstoffen wie Kalzium. Lebenswichtig deshalb, weil Kalzium unter anderem für die Festigkeit unserer Knochen und Zähne sorgt. Bei der Einnahme von Antibiotika aufgrund einer bakteriellen Infektion, ist die Kombination aus Antibiotikum und Kalzium in bestimmten Fällen jedoch wenig förderlich, denn: Einige Antibiotika-Wirkstoffe gehen im Darm eine problematische (da schwer lösliche) Verbindung mit dem Kalzium ein. Statt über die Darmwand ins Blut zu gelangen, wird die gebundene Wirksubstanz ausgeschieden, was die Wirkstoffaufnahme stark verringert oder das Antibiotikum sogar unwirksam macht.

Kalzium – nicht nur in Milch und Milchprodukten

Neben offensichtlichen gibt es auch viele versteckte Kalziumlieferanten, auf die Sie während der Antibiose (medikamentöse Behandlung mit Antibiotika) verzichten sollten:

  • Mineralwasser mit hochkonzentriertem Kalzium: Als kalziumreich gilt das Wasser, wenn es mehr als 150 Milligramm Kalzium auf 1 Liter Flüssigkeit enthält.1 Der Wert ist auf dem Flaschenetikett angegeben. Besser ist es, wenn Sie die Tablette mit einem Glas Leitungswasser schlucken.
  • Grünes Gemüse: Haben Sie auch die Gemüsesorten im Blick, die im Zeitraum der Antibiotika-Einnahme auf Ihrem Teller landen. Kalziumreicher Rucola, Grünkohl, Spinat und Brokkoli beispielsweise können die Wirkung der Medikamente ebenso negativ beeinflussen.
  • Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium: Um die empfohlene Tagesdosis an Kalzium von 1.000 Milligramm (für Erwachsene) zu erreichen, setzen einige Menschen auf Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium.2 Wer allerdings zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung regelmäßig zu entsprechenden – und häufig auch zu hoch dosierten – Präparaten greift, setzt sich der Gefahr einer Überdosierung aus, die unter anderem zu Nierensteinen führen kann.3

Welche antibiotischen Wirkstoffe vertragen sich nicht mit Milch?


Folgende Wirkstoffe nimmt der Magen-Darm-Trakt bei gleichzeitiger Einnahme mit Milch wesentlich schlechter auf:

  • Cephalexin,
  • Ciprofloxacin,
  • Doxycyclin,
  • Levofloxacin,
  • Minocyclin,
  • Moxifloxacin,
  • Ofloxacin,
  • Tetracyclin,4
  • Norfloxacin5

Aufgrund dessen sollten zwischen der Antibiotika-Einnahme und dem Milchgenuss mindestens drei Stunden liegen.6 Gleiches gilt für den Verzehr von Milchprodukten wie Käse, Joghurt und Sahne. Selbst bei geringen Mengen, wie einem großzügigen Schuss Milch in den Kaffee oder Schwarzen Tee, ist die bestmögliche Aufnahme des Medikaments nicht mehr gewährleistet.

Welche Antibiotika sind mit Milch kombinierbar?

Tatsächlich einige. Beim Antibiotikum Amoxicillin beispielsweise, das über ein breites Wirkspektrum verfügt, besteht keine Gefahr, dass es bei Kombination mit Milch in seiner antiinfektiösen Wirksamkeit einbüßt.

Zudem kann es je nach Präparat zum Beispiel wichtig sein, das Medikament immer zur selben Tageszeit zu schlucken. Bei anderen ist vorgesehen, sie vor, zu oder nach den Mahlzeiten einzunehmen. Zögern Sie nicht, hier noch einmal genau bei Ihrem Arzt oder Apotheker nachzufragen.

Nach Antibiotika-Einnahme Darmflora aufbauen


Zweifellos gehört die Entwicklung von Antibiotika zu den medizinischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Dennoch lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen wie allergische Hautreaktionen oder Magen-Darm-Beschwerden (zumeist als Durchfall) nicht ausschließen.

Darüber hinaus gehört zum Wirkmechanismus von Antibiotika, dass sie keine Unterscheidung zwischen "guten" und "bösen" Bakterien treffen. Neben krankmachenden Erregern zerstören sie somit auch wertvolle Darmbakterien. Dadurch gerät die intestinale Mikrobiota (früher Darmflora genannt), die maßgeblich bei der Verdauung hilft und unser Immunsystem unterstützt, nach dem Einsatz des Medikaments häufig außer Balance. Die Darmflora von mindestens einem Drittel aller antibiotisch behandelten Patienten braucht zur Erholung Hilfe.7 Doch Sie können selbst aktiv werden und Ihren Körper beim Wiederaufbau einer gesunden Darmflora unterstützen – etwa mit Probiotika.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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