Häufig gestellte Fragen zu Antibiotika und Pille
Bei der Antibabypille handelt es sich um ein hormonelles Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) zur oralen Einnahme. Sie unterdrückt zum Beispiel den Eisprung der Frau (Ovulationshemmung).
Antibiotika sind hochwirksame Medikamente gegen durch Bakterien ausgelöste Erkrankungen. Sie töten schädliche Erreger ab oder hemmen deren Wachstum.
Eine Wechselwirkung kann nicht ausgeschlossen werden, was bedeutet, dass der Verhütungsschutz der Pille nicht gewährleistet ist. Eine weitere Verhütungsart (Kondom) bietet zusätzliche Sicherheit.
Eine Antibiotika-Therapie kann Durchfall verursachen (weswegen die Pille zu schnell wieder ausgeschieden wird) oder die Inhaltsstoffe der Pille so beeinflussen, dass ihre Wirksamkeit nicht mehr gewährleistet ist.
Während der Antibiotikabehandlung sowie weitere sieben Tage nach Beenden der Therapie sollte auf eine zusätzliche Empfängnisverhütung (zum Beispiel Kondome) gesetzt werden.
Was bewirkt das Antibiotikum im Körper?
Mediziner verschreiben Antibiotika, um eine Erkrankung durch bakterielle Erreger zu therapieren. Das können unter anderem Magen-Darm-Infektionen sein. Bakterizide Antibiotika sind in der Lage, Mikroorganismen abzutöten, bakteriostatische Antibiotika hemmen diese in ihrem Wachstum und ihrer Vermehrung.
Antibiotika gehören zu den wichtigsten Arzneimitteln der modernen Medizin, doch leider bergen sie auch Nachteile in Form von Nebenwirkungen. So werden bei der Bekämpfung von schädlichen Erregern auch nützliche Bakterien für die Darmgesundheit geschwächt oder abgetötet. Das Gleichgewicht der Darmflora (auch intestinale Mikrobiota) ist dadurch gestört, was zu Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall führen kann. Breitbandantibiotika – der Name verrät es schon – erfassen mit ihrer Wirkung ein besonders breites Spektrum an Bakterien. Und leider fallen auch viele wichtige Mikroorganismen dieser Arznei zum Opfer.
Eine Darmsanierung trägt nach der Antibiotika-Behandlung dazu bei, die geschädigte Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Während der Therapie mit dem Medikament wird die Einnahme von probiotischen Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln von einigen Ärzten und Apothekern empfohlen. Dadurch lässt sich mitunter die Dauer von Beschwerden wie Durchfall verkürzen.1
Warum Antibiotika die Wirkung der Pille beeinflussen können
Bereits im Jahr 1973 äußerten Wissenschaftler den Verdacht, dass vor allem Breitbandantibiotika die Wirkung der Antibabypille herabsetzen.2 Doch bis heute konnte diese Wechselwirkung weder belegt noch ausgeschlossen werden. Begründen lässt sich dies mit der Vielzahl an verschiedenen Antibiotika und Kontrazeptiva.
Kurzer Exkurs: Was ist eigentlich die Pille?
Die sogenannte Antibabypille, auch als Verhütungspille und umgangssprachlich nur als Pille bezeichnet, ist ein hormonelles Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) zur oralen Einnahme. Sie
- unterdrückt den Eisprung (Ovulationshemmung),
- verändert den Schleim im Gebärmutterhals so, dass keine Spermien bis dorthin gelangen können und/oder
- sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut nur ungenügend aufgebaut wird.
Um den Verhütungsschutz aufrechtzuerhalten, ist die Pille gewissenhaft, täglich und möglichst immer um die gleiche Uhrzeit einzunehmen. Es werden zwei Hauptarten der Pille unterschieden:
- Minipillen: nur mit Gestagen (zum Teil ohne Hemmung des Eisprungs)
- Mikropillen: mit Östrogen beziehungsweise Ethinylestradiol und Gestagen
Die Pille wirkt über diese Hormone, die im Darm durch Bakterien aktiviert werden und dann in den Blutkreislauf gelangen. Da diese hormonellen Arzneien sehr niedrig dosiert sind, um Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, kann es aber auch leicht passieren, dass sie bei „Zwischenfällen“ nicht mehr richtig wirken: Dazu gehören
- das Nicht-Einhalten der Einnahmezeit,
- akutes Erbrechen beziehungsweise plötzlich eintretender Durchfall oder
- Medikamente, die Auswirkungen auf das Kontrazeptivum haben.
Doch wie genau sieht nun die vermutete Wechselwirkung zwischen Antibiotika und Pille aus? Als möglich wird die Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufs durch Reduktion der für die Hormonaufnahme wichtigen Darmbakterien genannt.
Darm-Leber-Kreislauf: Der enterohepatische Prozess
Darm-Leber-Kreislauf: Der enterohepatische Prozess
Bei Pilleneinnahme gelangen die Wirkstoffe über die Pfortader in die Leber. Dort wird der kontrazeptive Wirkstoff biochemisch umgewandelt (First-Pass-Effekt) und über die Galle in den Darm ausgeschieden. Darmbakterien übernehmen dann die Spaltung und sorgen so dafür, dass der Wirkstoff rückresorbiert wird (aktive Wiederaufnahme in die Blutbahn). Auf diese Weise kann ein ausreichend hoher Spiegel des Wirkstoffs aufrechterhalten werden.
Betroffen sind jedoch nicht alle Pillenarten: Gestagenpräparate unterliegen nicht dem enterohepatischen Kreislauf.3
Letztendlich kann bei einer Antibiotika-Therapie aber auch Durchfall als Nebenwirkung eintreten – die Pille samt Wirkstoff wird dann mitunter zu schnell ausgeschieden und nicht (komplett) aufgenommen.
Besondere Aspekte zur Notfallkontrazeption („Pille danach“):
Auch bei der „Pille danach“ handelt es sich um ein hormonelles Verhütungsmittel. Die Wirkstoffe Levonorgestrel (LNG) und Ulipristalacetat (UPA) kommen hier zum Einsatz – und es ist bei der Behandlung mit Antibiotika ebenfalls mit Interaktionen zu rechnen. In solchen Situationen kann die „(Kupfer-)Spirale danach“ als sicherere Alternative in Erwägung gezogen werden, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.4
Die Frage "Welche Antibiotika beeinträchtigen die Wirkung der Pille nicht?" lässt sich leider nicht absolut sicher beantworten. Generell kann eine Beeinflussung nicht ausgeschlossen werden, auch wenn sie als eher selten angesehen wird. Unumstritten ist jedoch der Einfluss von Antibiotika wie Rifampicin, die auf CYP-Enzyme (vor allem CYP3A4) wirken und dadurch den Wirkstoffspiegel senken können.5 Daher ist es immer ratsam, zum Thema Verhütung und Antibiotika Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
Fazit: Auf Nummer sicher gehen
Die Wirksamkeit der Antibabypille ist grundsätzlich von verschiedenen Faktoren abhängig:
- Regelmäßigkeit der Einnahme zur gleichen Zeit
- Wechselwirkung mit anderen Medikamenten
- plötzliches Erbrechen oder Durchfall
Da der Verhütungsschutz aufgrund dieser Faktoren unter Umständen schnell nicht mehr gewährleistet ist, sollte auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Antibiotika immer besondere Vorsicht geboten sein. Die Sicherheit der Pille kann nicht garantiert werden. Um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, ist es daher angeraten, auf den zusätzlichen Schutz einer Barriere-Verhütungsart (Kondom) zu setzen.
Wie lange zusätzlich verhüten?
Frauenärzte empfehlen, die Pille auch in der Zeit der Antibiotika-Behandlung regulär einzunehmen – und währenddessen sowie weitere sieben Tage, nachdem die Therapie mit dem Medikament beendet ist, zusätzlich auf eine weitere Empfängnisverhütung zu setzen.6