Häufig gestellte Fragen zur pseudomembranösen Kolitis:

Was ist eine pseudomembranöse Kolitis?

Das ist eine Darmentzündung, die in der Regel nach einer Behandlung mit Antibiotika auftritt und Durchfall zur Folge hat.

Ist eine pseudomembranöse Kolitis ansteckend?

Die auslösenden Bakterien können durch Kontakt übertragen werden, jedoch tritt die Erkrankung meist nur nach einer vorherigen Antibiotika-Therapie auf.

Wie erfolgt die Diagnose einer pseudomembranösen Kolitis?

Der Arzt stellt die Erkrankung durch Stuhlproben oder eine Darmspiegelung fest.

Wie lässt sich einer Infektion vorbeugen?

Um eine Ansteckung bei Infizierten zu vermeiden, müssen strenge Hygienevorschriften eingehalten werden. Zudem kann es ratsam sein, während einer Antibiotika-Therapie für ein gesunde Darmflora zu sorgen und beispielsweise Probiotika einzunehmen.

Die pseudomembranöse Kolitis verstehen


Bei der pseudomembranösen Kolitis handelt es sich um eine schwere Entzündung des Dickdarms (Kolon) infolge einer Antibiotika-Therapie. Die Einnahme des Medikaments führt dazu, dass neben krankheitsauslösenden Bakterien leider auch ein großer Teil der nützlichen Darmbakterien zerstört wird. Die Darmflora (Gesamtheit aller im Darm lebender Mikroorganismen) gerät aus dem Gleichgewicht. Antibiotikaresistente Erreger wie Clostridioides (früher Clostridium) difficile (C. difficile) Bakterien haben in der Folge leichtes Spiel und können sich stärker vermehren. Ihre Giftstoffe verursachen Entzündungen des Dickdarms (gelegentlich auch Dünndarms).

Etwa 40 Prozent der Patienten, die mit Antibiotika behandelt werden, entwickeln eine Diarrhö (medizinisch für Durchfall). Davon bekommen etwa 10 Prozent eine potenziell lebensbedrohliche pseudomembranöse Kolitis.1

Schon gewusst?

Laut dem Robert-Koch-Institut ist der C. difficile Erreger für 95 Prozent aller Fälle von pseudomembranöser Kolitis und etwa 15 bis 20 Prozent aller Antibiotika-assoziierten Durchfallerkrankungen verantwortlich. Bei schätzungsweise 1 von 100 antibiotisch behandelten Patienten kommt es zu einer Clostridioides difficile-Infektion (kurz: CDI). Am häufigsten bricht sie bei Menschen im Krankenhaus aus, was vermutlich am häufigeren, längeren und teils kombinierten Einsatz von (breiter wirkenden) Antibiotika liegt.3

Symptome und Verlauf der pseudomembranösen Kolitis


Eine pseudomembranöse Kolitis kann innerhalb von Tagen nach Antibiotikagabe, aber auch erst bis zu sechs Wochen nach Beenden der Einnahme auftreten.1 Zu den Symptomen gehören:

Sehr wässriger und schleimiger Durchfall ist eines der Hauptsymptome einer pseudomembranösen Kolitis. Nur selten bleibt das charakteristische Leitsymptom aus.

Die Hauptgefahr von Diarrhöe ist, dass der Organismus aufgrund des erhöhten Wasserverlustes austrocknet. Dies kann bei einem heftigen Durchfall bis zu einem hypovolämischen Schock (Kreislaufversagen durch Verminderung der zirkulierenden Blutmenge) führen. Deshalb ist dringend auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Infolge der Entzündungsreaktion kann es zudem zu einem toxischen Megakolon, einer massiven Ausweitung des Darmes, bis hin zu einem Darmverschluss oder einer Dickdarmperforation (einem Durchbruch) kommen. In diesem Zusammenhang sind auch Komplikationen wie Blutungen oder eine Sepsis (Blutvergiftung) möglich.

Ursachen einer pseudomembranösen Kolitis


Die pseudomembranöse Kolitis entsteht für gewöhnlich durch die Einnahme von Antibiotika. Bei einer Behandlung mit diesen Medikamenten kann es zu Veränderungen der natürlichen Darmflora kommen. Diese besteht überwiegend aus Darmbakterien – etwa 300 bis 1.000 unterschiedliche Arten1 – die unseren Organismus vor Erregern beziehungsweise Krankheiten schützen und förderlich für die Verdauung sind.
Antibiotika sind Medikamente, die dazu in der Lage sind, Bakterien abzutöten sowie deren weitere Verbreitung zu hemmen. Das ist einerseits von enormem Nutzen, wenn es darum geht, eine Krankheit wie beispielsweise die Lungenentzündung zu bekämpfen. Andererseits stellt es einen Nachteil für die Bakterien der Darmflora dar. Denn Antibiotika greifen auch diese für den Menschen nützlichen Mikroorganismen an.

Bei einer gestörten Darmflora besteht die Gefahr, dass sich vor allem C.-difficile-Bakterien stark im Darm vermehren und die "guten" Bakterien verdrängen. Darüber hinaus sind die Erreger deshalb so schädigend, weil sie Giftstoffe produzieren. Vor allem das Toxin A (Enterotoxin) gilt als Auslöser der pseudomembranösen Kolitis. Es führt zu einem vermehrten Verlust von Flüssigkeit über den Darm und begünstigt die Entstehung lokaler Entzündungen. Ärzte erkennen diese bei einer Darmspiegelung an sogenannten Fibrinbelägen – grünliche Eiweißschichten – auf den Schleimhäuten.
Grundsätzlich kann fast jedes Antibiotikum die Erkrankung auslösen, ein erhöhtes Risiko besteht jedoch bei folgenden Gruppen:3

  • Lincosamide (wie Clindamycin)
  • Penicilline (wie Ampicillin und Amoxicillin),
  • Cephalosporine (wie Ceftriaxon)
  • Fluorchinolone (wie Levofloxacin und Ciprofloxacin)

Auch wenn die Antibiotika nicht oral (über den Mund) eingenommen werden, sondern der Arzt das Medikament spritzt, lässt sich die Entstehung einer pseudomembranösen Kolitis nicht ausschließen.

Risikogruppen: Wer ist besonders gefährdet?


Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem sind anfälliger dafür, durch eine Antibiotika-Therapie eine pseudomembranöse Kolitis zu bekommen. Zu den Risikogruppen zählen zum Beispiel

  • ältere Personen,
  • an Aids Erkrankte,
  • Organtransplantierte,
  • Menschen mit chronischen Krankheiten oder
  • Patienten mit langem Krankenhausaufenthalt.

Zudem steigt das Risiko einer Infektion bei der Einnahme von Protonenpumpen-Hemmern (reduzieren die Magensäure und lindern unter anderem Sodbrennen) sowie nichtsteroidalen Entzündungshemmern (zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen).2 In den letzten Jahren wurden aber auch vermehrt Fälle von ambulant erworbener CDI bei jungen, gesunden Patienten ohne offensichtliche Risikofaktoren beobachtet.

Ist eine pseudomembranöse Kolitis ansteckend?

C. difficile Bakterien werden meist von Mensch zu Mensch durch Schmierinfektionen übertragen. Auch Träger ohne Symptome können Bakterien und Sporen in geringen Mengen über den Stuhl ausscheiden — eine erhöhte Infektionsgefahr geht jedoch von Erkrankten aus, die an akutem Durchfall leiden. So gelangen die Erreger beispielsweise durch direkten Kontakt oder das Anfassen infizierter Gegenstände an die Hände und von dort in den Mund. Zu einer Kolitis aufgrund einer C.-difficile-Infektion kommt es in der Regel nur, wenn die Patienten vorher Antibiotika eingenommen haben.

Wie wird eine pseudomembranöse Kolitis diagnostiziert?


Hat der Arzt (meist ein Gastroenterologe) den Verdacht, dass der Patient an einer pseudomembranösen Kolitis leidet, beispielsweise weil dieser innerhalb weniger Monate nach einer Behandlung mit Antibiotika oder nach einem Krankenhaus-Aufenthalt starken Durchfall entwickelt, kann er zur Diagnose verschieden Untersuchungen durchführen:

  • Stuhluntersuchungen: In etwa 90 bis 100 Fällen kann der Arzt mithilfe der Labortests die Toxine (A und B), die von C. difficile produziert werden, nachweisen.1 Eine solche Diagnostik gilt als "Goldstandard", ist aber zeit- und arbeitsaufwendig und wird nicht in vielen Laboren durchgeführt. Alternativ werden die Proben daher häufig auch auf ein Enzym, das von den Bakterien freigesetzt wird, hin untersucht.
  • Darmspiegelung: Typisch für die pseudomembranöse Kolitis sind grünliche Fibrinbeläge auf den entzündeten Schleimhäuten des genannten Organs. Daher betrachtet der Arzt häufig die unteren Abschnitte des Dickdarms, indem er ein Endoskop (starrer oder biegsamer Beobachtungsschlauch) über den After in den Dickdarm einführt.
  • Bildgebende Verfahren: Manchmal veranlasst der Mediziner auch Röntgenuntersuchungen des Bauches oder eine Computertomographie, falls er schwerwiegende Komplikationen wie einen Dickdarmdurchbruch oder ein toxisches Megakolon befürchtet.

Die Behandlung einer pseudomembranösen Kolitis


In jedem Fall sollten die pseudomembranöse Kolitis und die Symptome, welche durch die Clostridien entstehen, mithilfe eines Arztes behandelt werden. Unter anderem hat sich Folgendes bei der Therapie bewährt:

  • Viel trinken: Um die Dehydration durch die heftigen, wässrigen Durchfälle bei einer pseudomembranösen Kolitis wieder auszugleichen, ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Unter Umständen kann ein besonders großer Flüssigkeitsverlust auch mit Infusionen ausgeglichen werden.
  • Beendigung der Antibiotika-Therapie: Um die Situation nicht zu verschlimmern, setzen viele Ärzte nach Diagnosestellung die Antibiotika, die zur pseudomembranösen Kolitis geführt haben, ab. Bei etwa 15-23 Prozent der Betroffenen mit CDI führt das bereits zu einer Verbesserung innerhalb von 2 bis 3 Tagen.4 Nur wenn es keine Behandlungsalternative gibt, wird die Antibiotikatherapie fortgesetzt. Hier gilt: Medikamente werden immer dann gegeben, wenn ihr Nutzen größer ist als ihr eventueller Schaden.
  • Clostridien-Bekämpfung: Bei sehr schweren oder länger andauernden Symptomen bekommen Patienten speziell auf die Clostridien-Bekämpfung ausgerichtete Präparate. Erste Wahl ist das Antibiotikum Metronidazol, das etwa 10 Tage verabreicht werden soll. Alternativ (beispielsweise bei bestehender Schwangerschaft) bekommen Patienten das Antibiotikum Vancomycin.4
  • Stuhltransplantation: Bei Patienten mit mehrfachen Rückfällen ziehen Experten manchmal eine Stuhltransplantation in Betracht. Bei dieser Methode bekommt der Betroffene den (vorher untersuchten) Stuhl eines Spenders (beispielsweise durch einen Einlauf) verabreicht. Die im Spenderstuhl enthaltenen nützlichen Mikroorganismen sollen sich im Darm neu ansiedeln und dazu beitragen, die gesunde Darmflora wiederherzustellen.5

Treten schwere Komplikationen wie ein Darmverschluss, Darmdurchbruch oder ein toxisches Megakolon auf, können unter Umständen auch chirurgische Maßnahmen notwendig sein.

Wie lässt sich einer pseudomembranösen Kolitis vorbeugen?


Manchmal sind Antibiotika die beste Möglichkeit, um eine durch Bakterien verursachte Erkrankung zu bekämpfen. Um von vornherein die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer pseudomembranösen Kolitis beziehungsweise einer Clostridioides difficile-assoziierten Diarrhö zu senken, greifen manche Menschen auch auf Darmflora-stärkende Nahrungsergänzungsmittel wie Mikrobiotika zurück.

Derartige Präparate beinhalten wertvolle, vermehrungsfähige Bakterienkulturen. Ärzte und Apotheker sind zu diesem Thema die besten Ansprechpartner. Solange die Darmflora gesund ist, können Clostridioides difficile-Bakterien sich nur schwer vermehren und eine Erkrankung auslösen. Studien weisen darauf hin, dass das Risiko von Clostridioides difficile-assoziiertem Durchfall um etwa 60 Prozent reduziert wird, wenn während einer Antibiotikatherapie Probiotika verabreicht werden.6

Um andere Menschen vor einer Ansteckung zu schützen, sollte ein spezielles Hygienemanagement eingehalten werden. Dabei gilt es zu beachten, dass viele Desinfektionsmittel den C. difficile Bakterien nichts anhaben können. Vor allem im Krankhaus wird daher auf

  • Isoliermaßnahmen (Einzelzimmer),
  • Kittel- und Handschuh-Pflege sowie
  • den Einsatz von besonders sporoziden (Bakteriensporen abtötende) Desinfektionsmitteln

gesetzt. Bei Kontakt mit den Händen wird empfohlen, diese gründlich mit Seife zu waschen, um die Sporen durch die Reibung mechanisch zu entfernen.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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