Schwangerschaft – Gründe für Verstopfung


Wer unter Verstopfung (Obstipation) leidet, hat mit festem Stuhlgang zu kämpfen, der meist nur unter starkem Pressen und seltener als dreimal in der Woche ausgeschieden werden kann.1 Vor allem in der Schwangerschaft tritt Verstopfung häufig auf, etwa 10 bis 15 Prozent der Schwangeren sind betroffen.2

Als Hauptursache dafür gelten hormonelle Veränderungen. Die Hormone Relaxin, Östrogen und Progesteron steigen während der Schwangerschaft an. Sie haben eine entspannende und lockernde Wirkung auf Muskeln, Bänder sowie Sehnen und bereiten so den ganzen Beckenbereich auf die bevorstehende Geburt vor. Auch die Darmmuskulatur entspannt und ihre Aktivität lässt nach.

Das hat zur Folge, dass sich der Nahrungstransport verlangsamt. Gleichzeitig entzieht der Darm der Nahrung bei längerem Verweilen viel Flüssigkeit, der Stuhl wird fest – Verstopfung ist die Folge.

Es gibt aber noch andere Aspekte, die eine Verstopfung in der Schwangerschaft fördern. Dazu gehören:

  • verändertes Essverhalten (viele fettige oder zuckerhaltige Lebensmittel)
  • Bewegungsmangel (durch nachlassende Mobilität)
  • Stress und Ängste
  • Nebenwirkungen von Eisenpräparten (die viele Schwangere gegen Eisenmangel einnehmen)

Hinzu kommt, dass das wachsende Kind und die vergrößerte Gebärmutter vor allem zum Ende der Schwangerschaft auf den Darm drücken und dadurch dessen Aktivität behindern können, was sich durch Obstipation äußert.

Verstopfung nach der Geburt


Wie zu Beginn der Schwangerschaft kommt es auch nach der Geburt zu einer Hormonumstellung, die die Verdauung beeinflussen kann. Es dauert außerdem ein wenig, bis der zuvor durch Gebärmutter und Kind verschobene Darm sich wieder exakt an seiner gewohnten Stelle befindet.

Zusätzlich leiden viele Frauen nach der Geburt unter einem gewissen Flüssigkeitsverlust (durch das Ausscheiden von Schweiß und Blut zum Beispiel), der erst wieder ausgeglichen werden muss und Obstipation fördert.

Hinzu kommt, dass viele frischgebackene Mütter viel Zeit im Bett verbringen und Bewegung zu kurz kommt. Kein Wunder also, dass viele Frauen nach der Geburt unter Verstopfung leiden.

Kehrt wieder der Alltag ein und sind Betroffene mobiler, bringt das oft die Verdauung in Schwung. Wenn sich die Verstopfung einige Tage nach der Geburt nicht wieder gelöst hat, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Verstopfung in der Schwangerschaft: Hausmittel als kleine Helfer


Es gibt verschiedene Hausmittel, die Verstopfung sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt lindern können. Dazu gehören zum Beispiel:

  1. Floh- und Leinsamen: Gelangen sie in den Darm, quellen sie auf und erhöhen das Stuhlvolumen. Die Darmmuskulatur wird dadurch aktiviert. Wichtig ist, dass Betroffene die kleinen Samen mit ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Als Faustregel gilt ein Verhältnis von 1:10, bedeutet: Ein Esslöffel Samen sollte mit 150 Milliliter Wasser aufgenommen werden.3
  2. Trockenfrüchte: Getrocknete Pflaumen oder Aprikosen haben eine leicht abführende Wirkung und können dadurch Verstopfung in der Schwangerschaft lindern. Integrieren Sie sie einfach in die tägliche Ernährung. Trockenfrüchte passen zum Beispiel besonders gut in das morgendliche Müsli.
  3. Körperliche Aktivität: Versuchen Sie, sich möglichst häufig zu bewegen. Dabei müssen Sie keine Höchstleistungen vollbringen. Ein kurzer, täglicher Spaziergang bringt bereits die Verdauung in Schwung.
  4. Viel trinken: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Experten empfehlen, mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag zu trinken.4 Wenn Sie generell zu Obstipation tendieren, erhöhen Sie diese Menge am besten.
  5. Richtig essen: Nehmen Sie sich zudem bewusst Zeit beim Essen und kauen Sie ausreichend. Lebensmittel, die eine stopfende Wirkung haben, wie Schokolade oder Weißbrot, sollten Sie eher meiden. Setzen Sie stattdessen auf viel Obst und Gemüse. Diese enthalten reichlich Ballaststoffe, regen dadurch die Verdauung an und helfen gegen Obstipation.

Bessert sich trotz der Anwendung der genannten Hausmittel die Verstopfung in der Schwangerschaft nicht, sollten Sie sich von Ihrem Arzt beraten lassen.

Schwanger und Verstopfung – ist Drücken gefährlich?


Es ist eher unwahrscheinlich, dass Pressen bei Verstopfung in der Schwangerschaft dem Kind gesundheitlich schadet oder frühzeitige Wehen verursacht. Ganz auszuschließen ist es aber nicht.

Durch den Druck beim Ausscheiden von festem Kot besteht die Möglichkeit, dass sich zudem die Gebärmutter und die Blase absenken und Probleme wie Inkontinenz auslösen.

Außerdem kann es durch häufiges, starkes Pressen beim Stuhlgang zu Komplikationen wie Hämorrhoidalleiden kommen. Hämorrhoiden sind kleine Gefäßpolster, die am After sitzen.

Bei starke Druckausübung (zum Beispiel bei Obstipation) schwellen sie an und bereiten Probleme wie Jucken, Brennen und Nässen. Auch wenn für Schwangere mit Verstopfung das Drücken nicht gefährlich ist, sollten Sie es trotzdem bestmöglich vermeiden.

Sind Abführmittel erlaubt?

Generell empfehlen Experten in der Schwangerschaft, wenn möglich, auf Medikamente zu verzichten, da diese die Entwicklung des Kindes beeinflussen könnten. Ist die Verstopfung aber sehr stark ausgeprägt und helfen alternative Therapien nicht, lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten. Er empfiehlt Ihnen ein Abführmittel, das Sie in der Schwangerschaft gegen Verstopfung nehmen können oder leitet eine andere Behandlung ein.

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Pauline Zäh Bereits als Kind wusste Pauline Zäh, dass sie einmal Redakteurin werden wollte. Lesen und Schreiben waren schon immer ihre großen Leidenschaften. Während des Journalismus-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich Medizin. Für sie ein besonders wichtiges Feld, denn Gesundheit geht jeden etwas an. Von 2019 bis 2021 war sie Teil von kanyo®. Pauline Zäh Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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