Häufig gestellte Fragen zur Behandlung von Colitis ulcerosa


Wie wird Colitis ulcerosa behandelt?

Grundsätzlich gibt es folgende Maßnahmen: Medikamente wie Entzündungshemmer, Probiotika (lebensfähige Mikroorganismen) als alternative oder ergänzende Methode sowie – in schweren Fällen – die operative Entfernung des betroffenen Darmabschnitts. Die Art der Therapie ist dabei von verschiedenen Faktoren wie dem bisherigen Krankheitsverlauf oder dem Ausmaß der Entzündung abhängig und muss individuell für den Patienten gewählt werden.

Was sollte man bei Colitis ulcerosa meiden?

Einige Lebensmittel und Zubereitungsverfahren sind häufig Auslöser für Beschwerden. Wer an Colitis ulcerosa leidet, sollte unter anderem frittierte und fette Speisen, Geräuchertes, stark Gewürztes sowie zu heiße und zu kalte Speisen meiden. Als Zubereitungsverfahren hat sich schonendes Kochen, beispielsweise mit einem Dampfgarer, bewährt.

Ist Colitis ulcerosa heilbar?

Bei Colitis ulcerosa handelt es sich um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die nach heutigem Erkenntnisstand nicht heilbar ist. Allerdings gibt es – je nach Schweregrad der Erkrankung – verschiedene Behandlungsansätze, die zur Linderung der Beschwerden beitragen.

Colitis ulcerosa Therapie: Welche Strategie ist die richtige?


Eine vollständige Heilung von Colitis ulcerosa ist mit den aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln leider nicht zu erreichen.3 Es ist jedoch möglich, durch gezielte Therapie die Stärke der Symptome und die Häufigkeit der Krankheitsschübe deutlich zu verringern und dadurch die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern.

Remissionserhaltung als wichtigstes Ziel:

Wenn keine Zeichen einer akuten Entzündung im Darm zu erkennen sind und der Patient frei von Symptomen ist, sprechen Mediziner von einer Remission. Diese zu erreichen und über einen möglichst langen Zeitraum aufrechtzuerhalten, macht sich die Behandlung von Colitis ulcerosa (Remissionserhaltungstherapie) zum Ziel.

Wie dieses Ziel umzusetzen ist, darüber sind sich auch Fachleute nicht ganz einig. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gibt in ihrer Leitlinie Empfehlungen zur Art der Behandlung. Diese ist von mehreren Faktoren abhängig, darunter

  • dem bisherigen Krankheitsverlauf,
  • der Ausdehnung der Entzündung und
  • dem Ausmaß von extraintestinalen Symptomen (beispielsweise Entzündungen der Haut- oder der Augen)1.

Ist beispielsweise lediglich der letzte Abschnitt des Dickdarms (Rektum) betroffen, wird zunächst versucht, die Entzündung durch weniger aggressive, aber dadurch auch weniger wirkungsvolle Medikamente einzudämmen. Einige Experten sind allerdings der Meinung, dass der frühzeitige Einsatz starker Wirkstoffe (beispielsweise Immunsuppressiva und Biologika), den Krankheitsverlauf auf lange Sicht positiv beeinflussen würde und das Risiko für Spätfolgen verringern könnte.2

Letztendlich äußert sich die Erkrankung jedoch bei jedem Patienten anders. Welche Strategie zur Behandlung von Colitis ulcerosa die richtige ist, muss der Arzt im individuellen Gespräch mit jedem Betroffenen entscheiden – eine Pauschallösung gibt es nicht.

Medikamentöse Therapie von Colitis ulcerosa


Zu den Arzneimitteln, die während der Behandlung von Colitis ulcerosa am häufigsten eingesetzt werden, gehören:3

  • 5-Aminosalicylsäure (5-ASA): entzündungshemmende Wirkstoffe
  • Cortikosteroide: entzündungshemmende, synthetische Wirkstoffe mit Ähnlichkeit zu körpereigenen Steroidhormonen
  • Immunsuppressiva: Wirkstoffe verschiedener Klassen mit der Fähigkeit, bestimmte Abwehrmechanismen unseres Immunsystems zu hemmen
  • Biologika: eine neue Klasse von Arzneimitteln, die in lebenden Zellen hergestellt werden und körpereigenen Substanzen sehr ähnlich sind (im Falle von Colitis ulcerosa dienen sie der Blockade von Signalmolekülen des Immunsystems)

Neben der medikamentösen Therapie erzielen heute auch andere Behandlungsmethoden gute Erfolge. Dazu zählt beispielsweise die unterstützende Verwendung von Probiotika.

Colitis ulcerosa-Therapie mit Probiotika


Als Alternative oder auch als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung von Colitis ulcerosa haben sich in den letzten Jahren sogenannte Probiotika bewährt. Dabei handelt es sich um gesundheitsfördernde, lebende Organismen (beispielsweise Bakterien). Das Wirkungsprinzip probiotischer Mittel beruht darauf, dass die bakterielle Darmflora entscheidend zu unserer Gesundheit beiträgt.

So unterscheidet sich auch die Zusammensetzung der Bakterienflora im Darm von Patienten mit Colitis ulcerosa von der gesunder Menschen. Diese Störung des Darmmilieus gehört zu den bekanntesten Ursachen für Colitis ulcerosa.

Laut bisherigen Untersuchungen kann eine Probiotika-Therapie die Entzündung im Darm von Patienten mit Colitis ulcerosa auf folgende Weise positiv beeinflussen:

  • Hemmung der Ausbreitung krankheitsfördernder Bakterienstämme im Darm
  • Stärkung der Darmbarriere, die bei Patienten mit Colitis ulcerosa geschwächt ist
  • Produktion von antimikrobiellen Substanzen, die gegen schädliche Mikroorganismen wirken

Die Probiotika-Therapie hat bei Patienten mit Colitis ulcerosa bisher zu vielversprechenden Ergebnissen geführt. Besonders erfolgreich werden die Mittel zur Aufrechterhaltung der beschwerdefreien Phasen angewandt.4

Beschwerden mit Homöopathie lindern?

Mithilfe der körpereigenen Selbstheilungskräfte zurück zum Normalzustand - das ist das Ziel der Homöopathie. Aber kann sie auch bei der chronischen Darmentzündung helfen?

Colitis ulcerosa: Wann ist die Operation nötig?


Wenn der Krankheitsverlauf sehr schwer ist und der Patient nicht mehr auf die Colitis ulcerosa-Therapie anspricht, kann die operative Entfernung des betroffenen Darmabschnitts notwendig werden. In einigen Fällen ist der Eingriff unumgänglich, in anderen wird er von vielen Ärzten empfohlen. Dazu zählen die folgenden Beispiele:

  • Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
  • Megakolon (krankhafte Erweiterung des Dickdarms)
  • Perforation des Dickdarms (Darmdurchbruch) – hier liegt ein Notfall vor
  • Entwicklung von Krebsvorstufen
  • schwerer Colitis ulcerosa-Verlauf ohne Besserung durch Therapie

Dass eine Operation zwingend erforderlich wird, tritt nur sehr selten ein. Meist entscheiden sich die Patienten freiwillig für den Eingriff. Denn auch wenn sich viele zunächst vor diesem Schritt fürchten, berichten Betroffene nach der Operation sehr oft von einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Bei der heute meist durchgeführten Operationsmethode zur Behandlung von Colitis ulcerosa werden der gesamte Dickdarm sowie der Enddarm vollständig entfernt (Proktokolektomie). Im Zuge dessen legt der Arzt einen sogenannten Ileoanalen Pouch. „Ileoanal“ heißt, dass der After (Anus) mit dem letzten Abschnitt des Dünndarms (Ileum) vernäht wird.

Es muss dadurch kein künstlicher Darmausgang (Ileostoma) gelegt werden und die Kontrolle über das Absetzen des Stuhls bleibt im Idealfall erhalten. Das Wort „pouch“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Beutel oder Tasche – eine solche Tasche wird beim Eingriff aus einem Teil der Dünndarmschlingen geformt.

Sie dient als Reservoir für den Darminhalt und zögert die Entleerung etwas hinaus. Da durch die Operation meist das gesamte entzündete Gewebe aus dem Körper entnommen wird, vertreten einige Menschen die umstrittene Meinung, dass durch den Eingriff eine Heilung der Colitis ulcerosa erreicht wird.

Ernährung bei Colitis ulceroca: Das sollten Sie meiden

Neben Medikamenten und Probiotika sollten Betroffene auch die Ernährungstherapie nicht unterschätzen. Dabei sollte der Speiseplan an die jeweilige Phase angepasst werden. Während einer schubfreien Zeit (Remission) empfiehlt sich vor allem leichte Vollkost mit kalorien-, vitamin- und ballaststoffreichen Lebensmitteln. Dazu gehören unter anderem:

    • Vollkornprodukte
    • Gemüse
    • mildes Obst
    • Nüsse
    • Hülsenfrüchte
    • Eier

Zu beachten ist dabei jedoch, dass nicht alle Lebensmittel gleich wohltuend für jeden Patienten sind. Vielmehr gilt es herauszufinden, welche Speisen sich positiv oder negativ auf die Erkrankung auswirken. Ein Ernährungstagebuch kann hier hilfreich sein.

Behandlung von Colitis ulcerosa beeinflusst den Impfschutz


Das Thema Impfungen ist für Patienten mit Colitis ulcerosa von besonderer Bedeutung. Der Grund dafür ist vor allem die Behandlung von Colitis ulcerosa mit entzündungshemmenden Mitteln. Die damit verbundene Hemmung des Immunsystems ist zwar notwendig für die Linderung der Entzündung im Dickdarm, erhöht aber auch das Risiko für eine Infektion durch Krankheitserreger. Außerdem kann sich auch die Heilung von Infektionskrankheiten bei Patienten mit Colitis ulcerosa unter diesen Umständen verzögern.

Ein umfassender Impfschutz ist deshalb für Betroffene noch wichtiger als für gesunde Menschen. Welche Impfungen für Sie besonders ratsam sind, entscheiden Sie am besten in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Dabei sollte die Impfung nach Möglichkeit vor dem Beginn einer Colitis ulcerosa-Therapie erfolgen, also bevor das Immunsystem durch Medikamente geschwächt ist.

Eine Impfung kann grundsätzlich auch durchgeführt werden, während sich der Patient in Therapie befindet. Es ist jedoch möglich, dass der Körper dann aufgrund der eingeschränkten Funktion des Immunsystems keinen vollständigen Immunschutz aufbauen kann. Deshalb ist es von großer Bedeutung, den Arzt, der die Impfung durchführt, über eine eventuelle Colitis ulcerosa-Behandlung zu informieren.

Besondere Vorsicht bei Lebendimpfungen!

Befindet sich ein Patient mit Colitis ulcerosa gerade in Behandlung, dürfen Lebendimpfstoffe (beispielsweise gegen Masern, Mumps und Röteln) nicht verwendet werden.5 Diese bestehen aus geringen Mengen abgeschwächter, aber lebender Krankheitserreger. Für gesunde Menschen stellt das keine Gefahr dar. Ist die Arbeit des Immunsystems aber eingeschränkt, können sich die Keime unter Umständen im Körper ausbreiten und die Krankheit auslösen, vor der die Impfung eigentlich schützen soll. Kein Problem stellen dagegen die weitaus häufiger genutzten Totimpfstoffe dar. Sie enthalten meist nur kleine, inaktive Teile der Krankheitserreger.

Colitis ulcerosa-Therapie und Schwangerschaft: Geht das?


Colitis ulcerosa ist eine Erkrankung, die sich häufig schon im jungen Erwachsenenalter (zwischen 25 und 35 Jahren)3 zeigt – einer Zeit in der das Thema Familienplanung häufig eine große Rolle spielt. Ohne Frage ist eine Schwangerschaft für Patientinnen mit Colitis ulcerosa mit einigen Herausforderungen verbunden.

Die Fruchtbarkeit kann beispielsweise während einer akuten Entzündungsphase verringert sein. Wenn ein Kinderwunsch besteht, sollten Frauen deshalb im Idealfall eine beschwerdefreie Phase nutzen, um schwanger zu werden.

Das ist nicht nur aufgrund der besseren Chancen für die Empfängnis ratsam, sondern auch, um die gesundheitlichen Risiken für das Baby möglichst gering zu halten. Schließlich sind zahlreiche Medikamente für werdende Mütter tabu. Andererseits gehört die regelmäßige Einnahme von Arzneimitteln zum Leben vieler Patientinnen mit Colitis ulcerosa dazu – vor allem während eines Krankheitsschubs.

Wichtig ist, dass werdende Mütter ihre Colitis ulcerosa-Behandlung keinesfalls eigenmächtig abbrechen – weder bei einer lange geplanten noch bei einer überraschenden Schwangerschaft. Sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind ist das Risiko durch einen unkontrollierten Entzündungsschub potenziell größer als durch die Fortsetzung der medikamentösen Therapie.

Selbstverständlich kann es erforderlich sein, bestimmte Medikamente für die Zeit der Schwangerschaft abzusetzen. Allerdings sollte das genau überlegt und mit dem behandelnden Facharzt abgesprochen sein.

Der Arzt kann auch Ersatzpräparate verschreiben, die für die Behandlung von Colitis ulcerosa während einer Schwangerschaft besser geeignet sind. Grundsätzlich gilt also, dass Patientinnen mit Colitis ulcerosa bei einem Kinderwunsch vieles beachten müssen, eine Schwangerschaft ist aber trotz allem möglich.

Übrigens:

Colitis ulcerosa ist auch für die Vermeidung einer Schwangerschaft von Bedeutung. Wenn zur Verhütung die Pille eingesetzt wird, ist während eines akuten Krankheitsschubs Vorsicht geboten. Denn die häufigen Durchfälle können die zuverlässige Wirkung der Pille beeinträchtigen. Lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt über alternative Methoden zur Empfängnisverhütung beraten.

Lesen Sie auch:

Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen