Definition und Übertragung der Amöbenruhr


Bei der Amöbenruhr – auch Amöbiasis genannt – handelt es sich um eine Infektionskrankheit mit starkem Durchfall. Sie gilt in erster Linie als Reisekrankheit, da sich besonders Urlauber in Regionen mit eher niedrigen Hygienestandards damit infizieren. Dazu zählen vor allem tropische sowie subtropische Länder wie Thailand, Vietnam, Kenia, Bangladesch oder Indien. Aber auch hierzulande ist eine Ansteckung mit der Amöbenruhr nicht ausgeschlossen. Übertragen wird diese Durchfallerkrankung durch die Amöbenart Entamoeba histolytica.

Schon gewusst?

Eine Amöbe ist ein einzelliger Parasit (Protozoon), der keine feste Gestalt besitzt. Er bewegt sich durch Zellplasmaausstülpungen (Pseudopodien), sogenannte Scheinfüßchen. Die Fortpflanzung erfolgt über die Zellteilung.

Entamoeba histolytica liegt in zwei Stadien vor. Während die beweglichen, vermehrungsfähigen Trophozoiten für gewöhnlich absterben, sobald sie den Körper verlassen haben, wandeln sich einige dieser Trophozoiten im Darm zu Zysten um. Sie besitzen dann eine Chitin-Kapsel als Hülle, die sie gegen Trockenheit, Kälte sowie Magensäure resistent macht. Nur diese Zysten, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden, gelangen dann von Mensch zu Mensch. Sobald sie wiederum im Darm angekommen sind, entwickeln sie sich zu Trophozoiten, die sich vermehren können.

Die Amöbe wird auf verschiedenen Wegen übertragen. Häufige Infektionsmöglichkeiten sind:

  • kontaminierte Lebensmittel (in Deutschland zum Beispiel durch gedüngtes Gemüse aus dem Ausland)
  • verunreinigtes Trinkwasser
  • Schmierinfektion (etwa beim Händeschütteln oder in öffentlichen Verkehrsmitteln)
  • anal-oraler Sex

Die Einzeller nisten sich zunächst im Dünndarm ein, wo die Zysten aus ihrer Hülle schlüpfen. Anschließend bahnen sie sich ihren Weg in den Dickdarm, vermehren sich dort durch Zellteilung und lösen eine Amöbeninfektion aus.

Wenn die Amöben zuschlagen: Die Symptome einer Amöbiasis


Nicht jede Ansteckung mit den Amöben der Art Entamoeba histolytica führt zu Symptomen. Gelegentlich verläuft die Infektion beschwerdefrei. Doch auch in diesem Fall kann ein Betroffener Überträger der Krankheit sein. Bei der intestinalen Amöbenruhr (den Darm betreffend) führt der Erreger unter anderem zu folgenden Symptomen:

Mit den Durchfällen werden häufig Blut und Exsudate (eiweißhaltige Flüssigkeit) ausgeschieden. Da die Durchfälle bei einer Amöbenruhr eher schleimig, breiig und blutig sind, beschreiben sie Patienten oft als himbeergeleeartigen Stuhl.

Bevor die ersten durch die Amöben verursachten Symptome auftauchen, kann einige Zeit vergehen. Zwischen Infektion und dem Auftreten der ersten Beschwerden (Inkubationszeit) liegen manchmal zwei bis vier Wochen. Allerdings kommt es mitunter auch vor, dass sich die Durchfälle erst Monate oder gar Jahre später bemerkbar machen.1

Die Amöbenart Entamoeba histolytica befällt aber nicht nur den Darm, sondern ist sogar in der Lage, die Darmschleimhaut zu durchdringen und in andere Organe wie Leber oder Lunge zu geraten (extraintestinale Amöbiasis). Der Verlauf ist dann meist schwerer.

So wird die Amöbeninfektion behandelt


Wenn Sie nach einem Urlaub in tropischen Gefilden blutigen Stuhl bemerken, sollten Sie aufmerksam werden. Gehen Sie umgehend zum Arzt. Er findet anhand von Stuhlproben heraus, ob es sich bei Ihren Beschwerden um eine Amöbenruhr handelt. Außerdem ist eine Blutuntersuchung Teil der Diagnose.

Erkennt der Experte die Amöbiasis frühzeitig, sind die Heilungschancen gut. Meist erfolgt die Gabe von Antibiotika (vorzugsweise Metronidazol), um die Erreger zu bekämpfen. Falls eine extraintestinale Amöbeninfektion vorliegt und sie bereits weitreichende Folgen wie beispielsweise einen Amöbenleberabszess hat, muss dieser in der Regel operativ entfernt werden.

Einer Amöbenruhr vorbeugen – so geht's


Um eine Infektion mit Entamoeba histolytica und damit eine Amöbiasis zu vermeiden, gibt es – vor allem im tropischen Urlaub – einige Dinge, auf die Sie besonders achten sollten. Dazu gehören:

  • Trinken Sie kein Leitungswasser. Kochen Sie stattdessen das Wasser ab oder aber verwenden Sie nur Mineralwasser aus fest verschlossenen Flaschen aus dem Supermarkt.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Hygiene. Das gilt sowohl für Sie selbst (Handdesinfektion) als auch für Obst und Gemüse, das Sie dort verzehren. Waschen Sie Ihre Lebensmittel ordentlich mit sauberem Wasser oder schälen Sie sie selbst.
  • Essen Sie nur durchgegartes Fleisch. Passen Sie im Urlaub in tropischen und subtropischen Ländern bei Ihren Mahlzeiten darauf auf, dass Geflügel und Co. vollständig erhitzt wurden.
  • Verzichten Sie auf Eiswürfel. Es empfiehlt sich, bei Getränken im Restaurant oder bei Straßenverkäufern grundsätzlich auf Eiswürfel zu verzichten.

Da aber auch in Europa die Übertragung einer Amöbenruhr möglich ist, sollten Sie hierzulande ebenso auf eine gute Lebensmittelhygiene achten und etwa gedüngten Salat ordentlich waschen.
Lässt nach der Rückkehr aus einem potentiellen Infektionsland der Reisedurchfall nicht nach, ziehen Sie den Gang zum Hausarzt in Erwägung. Es kann allerdings grundsätzlich sinnvoll sein, nach Tropenreisen eine Stuhlprobe prophylaktisch untersuchen zu lassen.

In welchem Land bin ich gefährdet?

Welche Regionen mangelnde hygienische Verhältnisse aufweisen und wo somit eine erhöhte Gefahr einer Amöbenruhr oder anderer Durchfallerkrankungen besteht, erfahren Sie zum Beispiel auf der Website des Auswärtigen Amtes.

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Monika Hortig Die ersten Artikel schrieb Monika Hortig in ihrem Kinderzimmer und speicherte sie noch auf Diskette. Dass sie eines Tages Redakteurin werden möchte, wusste sie schon sehr lange. Deswegen zog es sie nach ihrem Studium in die Münchener Verlagswelt. Nach diversen Praktika in Online-Redaktionen absolvierte sie ihr Volontariat bei verschiedenen Lifestyle-Magazinen – unter anderem mit Schwerpunkt Sport und Ernährung. Das steigende Interesse für medizinische Themen führte sie letztendlich zu kanyo®. Als Medizinredakteurin konnte sie hier bis 2021 ihre beiden Vorlieben – Online-Journalismus und Gesundheit – vereinen. Monika Hortig Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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