Häufig gestellte Fragen zum Darmverschluss:

Was ist ein Darmverschluss?

Es handelt sich um eine Erkrankung, bei welcher der Transport des Darminhalts zum Erliegen kommt, entweder weil die Darmpassage durch Hindernisse blockiert ist (mechanischer Ileus) oder der Darm seinen Inhalt aufgrund einer Lähmung nicht mehr fortbewegen kann (paralytischer Ileus).

Wie kann ich einen Ileus erkennen?

Typische Symptome sind krampfartige Bauchschmerzen, Wind- und Stuhlverhalt, ein geblähter Bauch und häufiges Erbrechen. Die Beschwerden können aber auch weniger stark ausgeprägt sein.

Wann sollte ich bei Verdacht auf einen Darmverschluss zum Arzt gehen?

Sofort! Ein Darmverschluss ist ein medizinischer Notfall, der gefährliche Komplikationen haben kann. Deshalb ist eine rasche Behandlung sehr wichtig.

Ist bei einem Darmverschluss immer eine OP notwendig?

Nein. Handelt es sich erst um eine Vorstufe oder einen paralytischen Ileus, ist oft auch eine Behandlung mit Medikamenten oder Einläufen möglich. Ein mechanischer Ileus erfordert hingegen meist einen chirurgischen Eingriff.

Wie entsteht ein Darmverschluss?


Bei einem Darmverschluss kommt es dazu, dass das Verdauungsorgan den Speisebrei nicht mehr weiterbefördert – die Darmpassage ist verschlossen und der Darminhalt staut sich auf. Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig, prinzipiell unterscheiden Mediziner jedoch zwischen zwei Formen:

Gut zu wissen:

Bei einem sogenannten Subileus handelt es sich noch nicht um einen Ileus. Viel eher verstehen Mediziner darunter die Vorstufe eines Darmverschlusses, bei der der Nahrungsbrei nur eingeschränkt eine Engstelle passieren kann. Aber auch bei einen Subileus gilt es, ihn nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn es besteht immer die Gefahr, dass sich daraus ein vollständiger Ileus entwickelt, der meist mit einem Klinikaufenthalt verbunden ist. Eine klare Definition dafür, wann das Krankheitsbild ein Subileus und wann ein Darmverschluss ist, gibt es nicht. Diese Einordnung unterliegt immer dem behandelnden Arzt.

Mechanischer Ileus

Der mechanische Darmverschluss entsteht aufgrund eines Passage-Hindernisses. Dabei liegt der Ort der Verengung oder Verstopfung in etwa 80 Prozent der Fälle im Dünndarm und in 20 Prozent der Fälle im Dickdarm. Denn im Zwölffinger-, Leer- und Krummdarm finden sich häufiger Ursachen eines Ileus, wie beispielsweise:

  • Verwachsungen oder Vernarbungen (insbesondere nach vorausgegangenen Bauchoperationen)
  • Fremdkörper wie Zahnstocher, Fischgräten
  • Gallen- oder Kotsteine
  • entzündlich bedingte Fisteln oder Abszesse (beispielsweise infolge von Darmentzündungen wie Morbus Crohn)
  • Bauchwandbrüche (Hernien), zum Beispiel ein Leistenbruch

Im Dickdarm sorgen hingegen oft Tumore für einen Stillstand der Darmpassage.

Aber auch eine Dünn- oder Dickdarmverschlingung (Volvulus) kann zu einer Störung der Darmpassage führen. In diesem Fall ist ein Abschnitt des Verdauungstraktes um seine eigene Achse verdreht und wird nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt (Strangulationsileus).

Sonderform: Bridenileus

Ein spezieller mechanischer Darmverschluss ist der sogenannte Bridenileus. Um diese Variante handelt es sich, wenn ein Darmverschluss von Bindegewebsverwachsungen (Briden) in der Bauchhöhle ausgelöst wurde. Entstehen können sie beispielsweise durch Entzündungen oder operative Eingriffe. Die Verwachsungen engen den Darm womöglich so stark ein, dass Darminhalt nicht mehr passieren kann.2

Paralytischer (funktioneller) Darmverschluss

Normalerweise sorgen wellenförmige Bewegungen der Darmmuskulatur dafür, dass der Speisebrei in Richtung Darmausgang befördert wird. Bei einem paralytischen Ileus liegt jedoch eine Lähmung der Muskulatur (Paralyse) vor. Der im Darm angelangte Nahrungsbrei kann nicht mehr weitertransportiert werden und staut sich an.

Hinter dieser Form des Darmverschlusses können verschiedene Ursachen stecken. Denkbar sind zum Beispiel folgende:

  • Bauchverletzungen (etwa nach einem heftigen Aufprall aufgrund eines Autounfalls)
  • Erkrankungen wie eine Blinddarm- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie Divertikulitis
  • Mesenterialinfarkt: Verschluss eines Darmgefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), wodurch das Gewebe keinen Sauerstoff mehr bekommt und abstirbt
  • Nebenwirkung von Medikamenten (zum Beispiel starker Schmerzmittel wie Opioide)
  • metabolische (stoffwechselbedingte) Vorgänge: niedriger Kaliumspiegel oder hoher Kalziumgehalt des Blutes zum Beispiel durch chronischen Durchfall oder starkes Erbrechen
  • Nierenkolik oder Nierenentzündungen3

Ein häufiger Grund für einen paralytischen Darmverschluss sind zudem Operationen im Magenbereich oder an der Wirbelsäule. Der Darm stellt seine Aktivität infolgedessen oftmals vorrübergehend ein. Bisher vermuteten Wissenschaftler als Ursache dieses postoperativen Darmversagens eine Fehlsteuerung von Nerven, die für die Darmbewegung zuständig sind. Neue Studien weisen jedoch darauf hin, dass der Körper infolge der Gewebeschädigungen sogenannte T-Helfer-Zellen aktiviert. Diese rufen lokale Entzündungen hervor, die wiederum zu der Lähmung führen.4

Schon gewusst?

Unter Umständen kann ein unbehandelter mechanischer Ileus bei zunehmender Darmwandschädigung auch in eine Darmlähmung übergehen.5

Welche Symptome deuten auf einen Darmverschluss hin?


Die Anzeichen eines Ileus sind stark von der Ursache sowie Lokalisation des Passagestopps abhängig. Zu den Beschwerden eines mechanischen Dünndarmverschlusses, die meist akut und sehr ausgeprägt auftreten, zählen beispielsweise:

  • starke Übelkeit mit teilweise schwallartigem Erbrechen (zum Teil auch von Darminhalt)
  • krampfartiger Bauchschmerz
  • Blähbauch
  • ausbleibender Stuhl und Darmwinde

Im Vergleich dazu verläuft ein mechanischer Dickdarmileus anfänglich eher symptomarm. Später können dieselben Warnzeichen wie bei einem Dünndarmverschluss auftreten, ihnen geht jedoch meist eine längere Leidensgeschichte mit eher unspezifischen Beschwerden wie veränderte Stuhlgewohnheiten voraus.6

Bei einem paralytischen Darmverschluss werden ähnliche Beschwerden wie bei einem mechanischen Ileus beschrieben. Sie sind jedoch eher anhaltend und diffus, das heißt, Patienten können oftmals nicht genau sagen, wo sie Schmerzen verspüren. Ist der Bauch darüber hinaus stark gebläht sowie hart ("Trommelbauch") und der Betroffene hat Fieber, ist das möglicherweise ein Hinweis für eine Bauchfellentzündung – eine gefährliche Komplikation, die umgehend behandelt werden muss, da ansonsten Lebensgefahr für den Patienten besteht.

Gefährliche Komplikationen eines Darmverschlusses


Staut sich der Speisebrei infolge des Darmverschlusses über einen längeren Zeitraum an, ist die Darmwand einem starken Druck ausgesetzt und kann unter Umständen verletzt werden. Infolge mangelnder Durchblutung können Teile des Darms absterben (Darmwandnekrose) oder Bakterien durch die verletzte beziehungsweise abgestorbene Darmwand gelangen und im Bauchraum gefährliche Entzündungen verursachen. Bei einer solchen Bauchfellentzündung (Peritonitis) droht ein septischer Schock, der tödlich enden kann.

Diagnosemöglichkeiten: Wie lässt sich ein Darmverschluss feststellen?


Bei Verdacht auf einen Darmverschluss sollten Sie sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben. Der Sie untersuchende Mediziner (Hausarzt, Notarzt oder Facharzt im Krankenhaus) wird Sie zunächst ausführlich nach den Beschwerden und ihrer Krankheitsgeschichte befragen. Von besonderem Interesse sind für ihn dabei Darmerkrankungen und vorausgegangene Bauchoperationen.

Anschließend tastet der Arzt die Körpermitte ab und untersucht beispielsweise, ob sich dieser sehr hart anfühlt. Danach horcht er mit einem Stethoskop (Gerät zum Abhören der im Körper befindlichen Organe) in den Bauch. Bei einem mechanischen Ileus sind typischerweise laute, spritzende Darmgeräusche, die als "metallisch-klingend" beschrieben werden, hörbar. Nimmt der Mediziner hingegen nur wenige bis überhaupt keine Darmgeräusche war ("Totenstille"), lässt das auf einen paralytischen Darmverschluss schließen.7

Ist der Patient noch nicht im Krankenhaus, wird der Hausarzt ihn spätestens jetzt direkt in ein Krankenhaus einweisen lassen, wo sich ein Gastroenterologe (Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen) oder Chirurg um ihn kümmert. Auch hier wird der Patient zunächst noch einmal gründlich untersucht, wobei meist auch bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. Nähere Erkenntnisse liefern dem Mediziner beispielsweise:

  • Röntgenaufnahme: Anhand dieser lassen sich mit Luft und Flüssigkeit gefüllte Darmschlingen erkennen. Meist erhält der Patient vorher einen Einlauf mit Kontrastmittel, damit die Lokalisation der Blockade besser erkennbar ist.
  • Ultraschalluntersuchung: Der Ultraschall spielt bei der Diagnose von einem Darmverschluss eine eher untergeordnete Rolle. Er dient jedoch zum Ausschluss anderer Erkrankungen.
  • Computertomografie: Diese Untersuchungsmethode, bei der der Patient in eine "Röntgenröhre" geschoben wird und entweder oral oder intravenös (über die Venen) ein Kontrastmittel erhält, gilt als Goldstandard der Diagnose.1
  • Darmspiegelung: Durch das Einführen eines beweglichen Schlauchs mit integrierter Kamera über den Anus des Patienten kann der Arzt weitere Auffälligkeiten, zum Beispiel einen Tumor als Ursache des Darmverschlusses, erkennen.

Gut zu wissen:

Nicht immer ist es möglich, die genaue Ursache des Darmverschlusses festzustellen. Manchmal wird diese auch erst während der Operation ersichtlich.

Wie sieht die Therapie bei einem Darmverschluss aus?


Bei einem Darmverschluss ist eine schnelle Behandlung erforderlich. Nur so lässt sich verhindern, dass es im schlimmsten Fall zu einem tödlichen Kreislaufschock und Multiorganversagen kommt. Je nach Art und Schwere der Behandlung, zieht der Arzt entweder eine medikamentöse Therapie oder einen chirurgischen Eingriff in Betracht.

Behandlung mit Medikamenten

Vorausgesetzt es gibt keine Anzeichen für einen septischen Schock oder eine Bauchfellentzündung, ist bei einem Subileus (Vorstufe eines Darmverschlusses) oder einem paralytischen Ileus meist eine konservative Behandlung, also eine Therapie ohne einen operativen Eingriff, möglich.1,3 Oftmals hilft bereits das Absetzen bestimmter Medikamente, wie Parkinsonmittel oder Antidepressiva, die die Darm-Motilität hemmen. Zudem wird mit Arzneimitteln zur Förderung der Darmbewegung (Prokinetika) oder Einläufen versucht, das Verdauungsorgan wieder in Bewegung zu bringen.

Bis die Verdauung wieder komplikationslos abläuft, wird der Patient überwacht. Er muss für gewöhnlich komplett auf Essen und Trinken verzichten – die Flüssigkeitszufuhr erfolgt dann beispielsweise über eine Infusion, die über die Venen gegeben wird.

Operation bei Darmverschluss

Ein mechanischer Ileus erfordert meist eine Operation. Diese erfolgt unter Vollnarkose und der Chirurg muss die Bauchdecke mit einem Längsschnitt öffnen (Laparotomie). Je nach Ursache des Verschlusses entfernt er dann Fremdkörper, Tumore sowie Auswucherungen oder löst Verwachsungen oder Verdrehungen. Werden größere Teile des Darms (meist abgestorbenes Gewebe) entfernt, kann darüber hinaus ein künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig sein.6

Dauer und Risiko eines solchen chirurgischen Eingriffs hängen stark von seinem Umfang ab. Wie bei jeder Operation am Darm können jedoch Komplikationen – beispielsweise Verletzungen anderer Organe, Blutvergiftungen oder ein Aufreißen von Nähten – während oder nach dem Eingriff nicht ausgeschlossen werden. Zudem muss der Patient meist noch einige Tage im Krankenhaus verbleiben, wo er zunächst per Infusion ernährt und dann langsam an Schonkost (mit leicht bekömmlichen Lebensmitteln wie Zwieback) herangeführt wird.

Wann Patienten wieder nach Hause dürfen, hängt stark von ihrer individuellen Genesung ab. Aber auch, wenn die Operierten wieder zuhause sind, sollten Sie sich noch einige Wochen schonen und auf körperlich harte Arbeit verzichten. Bis sich Verdauung und Stuhlgang wieder komplett normalisiert haben, kann es ebenfalls noch einige Tage dauern.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Vilz, Tim u.a.: Ileus beim Erwachsenen: Genese, Diagnostik und Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt International 2017; Nr. 114, S.508-518.
  • 2Klinikum Nürnberg: Darmverschluss durch Narbenstränge im Bauchraum. URL: https://www.klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_uns/Fachabteilungen_KN/kliniken/kinderchirurgie/leistungen/a-z_dokumente/Bridenileus.html - Stand (06.03.2020)
  • 3Becciolini, Charles: Der Darmverschluss. In: Schweizer Medizin Forum 2003; Nr. 28. S.665-674. https://www.uni-bonn.de/neues/306-2010 - Stand (06.03.2020)
  • 4Universität Bonn: Immunsystem lähmt nach Operationen den Darm. URL:
  • 5Vieten M.: Fallbuch Pflege. Krankheiten verstehen 3. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2007 (modifiziert für I care Pflege 2015).
  • 6Vilz, Tim u.a.: Ileus beim Erwachsenen: Genese, Diagnostik und Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt International 2017; Nr. 114, S.508-518.
  • 7Biedermann, L. "Erkrankungen des Dünndarms". In: Magen-Darm-Trakt, Lüscher, Thomas/ Steffel, Jan (Hrsg.) Berlin/Heidelberg: Springer Verlag 2013. S.158.