Ernährungsempfehlungen für die verschiedenen Stadien einer Divertikulitis


Vollkornbrot ist Teil einer ballaststoffreichen Ernährung während der beschwerdefreien Phase einer Divertikulitis.

Eine Divertikulitis kann entstehen, wenn Ausstülpungen im Dickdarm — sogenannte Divertikel (Divertikulose) — vorhanden sind und sich entzünden. Die Entzündung der Divertikel kann sowohl einmalig (akut) als auch immer wieder auftreten (chronisch).  

Warum es zu einer Entzündung kommt, ist noch nicht ausreichend geklärt.1 Es werden jedoch verschiedene Risikofaktoren diskutiert, so unter anderem 

  • das Alter des Patienten (aufgrund einer geschwächten Darmwand), 
  • eine erhöhte Darmträgheit (beispielsweise durch mangelnde Bewegung) sowie 
  • eine falsche Ernährung (vor allem eine ballaststoffarme Kost). 

Letzterer Punkt stellt vermutlich eine wichtige Ursache bei der Entstehung einer Divertikulitis dar. Daher sollten Betroffene auf eine gesunde Ernährung achten. Welche Lebensmittel sie letztlich essen können, hängt stark von der aktuellen Phase der Entzündung sowie dem Schweregrad der Erkrankung ab.  

Nahrungskarenz während einer akuten Divertikulitis

Die Diagnose einer Divertikulitis wird immer durch einen Arzt (Gastroenterologen) gestellt. Je nach festgestellter Ausprägung der Entzündung, leitet er eine entsprechende Behandlung ein.  

Während es bei einem leichten Verlauf häufig ausreicht, auf Schonkost umzusteigen, müssen Betroffene mit schwerwiegenden Entzündungen in den ersten 1 bis 2 Tagen auf feste Nahrung verzichten (Nahrungskarenz).3 Diese Phase verbringen die meisten Patienten stationär in einer Klinik, da die Ernährung über die Vene (parenterale Ernährung) erfolgt. Dabei gelangen die benötigten Nährstoffe direkt in den Blutkreislauf und der Darm wird umgangen. 

In besonders schweren Fällen (komplizierte Divertikulitis) kann auch eine Operation mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung) erforderlich sein.2 Ein gängiges Verfahren ist die Sigmaresektion – dabei wird das Sigma (Abschnitt des Dickdarms) entfernt, da hier die meisten Divertikel sitzen. Da eine Divertikulose den ganzen Darm betreffen kann, ist es meist nicht möglich alle Divertikel zu entfernen. 

Langsamer Kostaufbau nach akuter Entzündung der Divertikel

Nach Rücksprache mit dem Arzt können Sie nach der akuten Entzündungsphase mit langsamem Kostaufbau beginnen. Um den Darm möglichst zu entlasten, sollte die anschließende Ernährung leicht verdaulich (ballaststoff- und fettarm) sein.  

Verzichten Sie daher möglichst auf:  

  • Vollkornprodukte  
  • Müsli  
  • Pilze  
  • Hülsenfrüchte  
  • Gemüsesorten wie Rote Bete, Kohl, Fenchel, Karotten oder Paprika  
  • Obst, beispielsweise Bananen, Äpfel, Birnen, Beeren oder Feigen (auch Trockenobst) 
  • scharfe Gewürze, unter anderem Chili und Pfeffer 

Da Kaffee die Darmtätigkeit anregen kann, sollte bei einem akuten Schub auch darauf verzichtet werden.  

Stattdessen sind folgende Nahrungsmittel für den Kostaufbau geeignet:3 

  • Zwieback und Weißbrot  
  • Brühe und klare Suppen (mit Einlagen wie Nudeln und Reis) 
  • gedünstetes mageres Fleisch 
  • passiertes Gemüse (beispielsweise Zucchini, Kürbis oder Spinat) 
  • Gemüsesaft 
  • Obstkompott 
  • fettarmer Joghurt 

Bitte beachten!

Während einer akuten Divertikulitis kann sich Schonkost positiv auf Symptome wie Verstopfung, Durchfall oder Blähungen auswirken. Als langfristige Ernährungsform ist sie ungeeignet, da sie zu einseitig ist und auf Dauer ein Mangel an wichtigen Nährstoffen droht.

Für die Übergangsphase nach der Divertikulitis:
Ballaststofffreie oder -arme Ernährung

Bis die Divertikulitis vollständig abgeklungen ist, sollte eine leichte Vollkost auf dem Speiseplan stehen. Für die erste Woche – bei Bedarf auch länger – sollten Sie ballaststofffreie sowie ballaststoffarme Lebensmittel wählen.3 

Als ballaststofffreie Kost gilt beispielsweise: 

  • Fleischbrühe, Gemüsebrühe (ohne Einlagen)  
  • Wurst- und Wurstwaren   
  • Milch und Milchprodukte (beispielsweise Quark, Joghurt, Buttermilch, Kaffeesahne, Käse)   
  • Öle, Butter und Margarine 
  • Obst- und Gemüsesäfte (ohne Fruchtfleischanteile)  

Zu den ballaststoffarmen Speisen zählen unter anderem: 

  • Weißbrot, Toast und Zwieback 
  • weißer Reis 
  • helle Nudeln 
  • gekochtes Gemüse (wie Karotten, Zucchini sowie Spinat) 
  • gekochtes Obst und Konservenobst (beispielsweise Pfirsiche, Birnen oder Apfelmus) 

Achten Sie auf eine schonende Zubereitung der Speisen – Dünsten, Dämpfen oder fettarmes Braten sind geeignet. Um den Darm nicht zu belasten, sollten Sie eher mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen.  

Worauf Sie in der Übergangsphase besser verzichten sollten, sind die folgenden Speisen und Getränke. Diese gelten allgemein als eher schlecht verträglich:  

  • frisches und grobkörniges Brot  
  • Frittiertes (wie Bratkartoffeln, Pommes, Chips) 
  • fettreiche Fleisch- und Wurstwaren 
  • fettreicher Fisch (beispielsweise Makrele, Hering oder Karpfen) 
  • Milchprodukte mit hohem Fettanteil (dazu gehören Sahne und Schmand) 
  • ballaststoffreiches Gemüse und Obst sowie Hülsenfrüchte  
  • starke Gewürze  
  • Kaffee und schwarzer Tee  
  • kohlensäurehaltige Getränke 

Ab wann wieder zu einer ausgewogenen Ernährung zurückgekehrt werden kann, entscheidet Ihr Arzt.

Bei ausgeheilter Divertikulitis:
Ballaststoffreiche Lebensmittel für eine gesunde Ernährung

Ist die Divertikulitis ausgeheilt, ist es ratsam wieder auf eine ballaststoffreiche Kost umzustellen. Denn eine hohe Zufuhr mit Ballaststoffen kann verhindern, dass der Stuhl zu wenig Volumen hat, hart wird und/oder zu lange im Darm verbleibt – und somit eine Entzündung mit Beschwerden wie Blähungen oder Verstopfung hervorruft. Erwachsene sollten daher mindestens 30 bis 40 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu sich nehmen.8 Davon sollte die Hälfte über Getreide gedeckt werden, der Rest stammt aus Obst und Gemüse.  

Folgende Nahrungsmittel sind für eine ballaststoffreiche Basis-Ernährung gut geeignet:4 

  • Vollkornprodukte (Vollkornbrot, -reis und -nudeln) 
  • frisches Obst (zum Beispiel Äpfel, Birnen, Beeren, Pflaumen oder Weintrauben) 
  • frisches Gemüse (wie Kohlsorten, Bohnen, Karotten, Sellerie, Sauerkraut) 
  • Salate  
  • Hülsenfrüchte und Samen (beispielsweise Sonnenblumenkerne, Sesamsaat und Leinsamen) 
  • getrocknetes Obst (dazu gehören Feigen, Datteln, Aprikosen, Pflaumen, Apfelringe) 

Wichtig ist zudem, dass Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von etwa 1,5 Litern täglich achten.5 Denn Ballaststoffe benötigen zum Aufquellen viel Flüssigkeit, nur so können sie ihrer Funktion nachkommen. Neben Wasser können Sie auch ungesüßten Tee (insbesondere Kamillen- oder Kräutertee) trinken.  

Zusätzlicher Tipp: Omega-3-Fettsäuren

Setzen Sie bei den pflanzlichen Ölen auf Omega-3-Fettsäuren. Diese wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern können auch akuten Divertikulitis-Phasen vorbeugen.vi Als Hauptlieferant gilt Leinöl, aber auch Hanföl, Weizenkeimöl, Walnuss- und Rapsöl enthalten Omega-3-Fettsäuren.

Praktische Tipps und Rezepte: Langfristige Ernährungsumstellung als Prävention


Mann und Frau kochen sich eine ballaststoffreiche Ernährung, um eine Divertikulitis zu vermeiden.

Menschen mit Divertikeln (Divertikulose), die noch nicht entzündet sind, sollten besonders auf ihre Ernährung achten, um sich vor der Entstehung einer Divertikulitis zu schützen.10 Nachstehend finden Sie grundlegende Tipps für eine Ernährungsumstellung:  

  • Vollkornprodukte: Ersetzen Sie Weißbrot, Pasta und Reis durch Vollkornvarianten. Vollkornprodukte enthalten mehr Ballaststoffe und fördern die Verdauung. 
  • Obst und Gemüse: Fügen Sie zu jeder Mahlzeit Obst und Gemüse hinzu. Diese sind nicht nur ballaststoffreich, sondern enthalten auch viele Vitamine und Mineralstoffe. 
  • Hülsenfrüchte und Samen: Integrieren Sie Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen sowie Samen wie Leinsamen und Chia in Ihre Ernährung. Diese sind exzellente Ballaststoffquellen. 
  • Flüssigkeitszufuhr: Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit – am besten stilles Wasser oder ungesüßte Kräutertees – sollten es täglich sein.6 Denn Ballaststoffe benötigen viel Wasser, da sie im Darm quellen. 
  • Probiotische Lebensmittel: Zu diesen gehören beispielsweise Joghurt, Buttermilch, Kimchi (fermentiertes Gemüse) und Sauerkraut. Die milchsaure Vergärung sorgt unter anderem dafür, dass sich darmfreundliche Bakterien vermehren und die Verdauung positiv unterstützt wird. 

Neben den genannten Tipps kann auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Probiotika sinnvoll sein. Dabei handelt es sich um Präparate, die spezielle Bakterienkulturen (lebendige Mikroorganismen) wie Milchsäurebakterien oder Hefen enthalten. Diese Bakterienkulturen sollen unter anderem das Gleichgewicht des intestinalen Mikrobioms (Darmflora) unterstützen.  

Dabei muss eine Ernährungsumstellung nicht aufwendig sein. Hier sind einige praktische Tipps zur Planung und Vorbereitung von Mahlzeiten, um Ihnen den Umstieg zu erleichtern: 

  • Wochenplan erstellen: Dies hilft, die Einkaufsliste gezielt zu erstellen und spontane, weniger gesunde Entscheidungen zu vermeiden. 
  • Einkaufsliste schreiben: So stellen Sie sicher, dass Sie immer die richtigen Zutaten zu Hause haben. 
  • Vorbereitung und Lagerung: Kochen Sie größere Mengen und lagern Sie Mahlzeiten in Portionen, um eine schnelle und gesunde Mahlzeit parat zu haben. 
  • Snacks bereitstellen: Halten Sie ballaststoffreiche Snacks wie frisches Obst, Nüsse oder Rohkost griffbereit. So können Sie auch zwischen den Hauptmahlzeiten gesund bleiben. 
  • Rezepte suchen und ausprobieren: Suchen Sie nach neuen, ballaststoffreichen Rezepten und probieren Sie sie aus. Vielfalt in der Ernährung hilft, Langeweile zu vermeiden und alle notwendigen Nährstoffe zu erhalten. 

Ernährungsmythen bei Divertikulitis: Stimmt’s oder nicht?


Geht es um die Ernährung bei Divertikulitis, kursieren so einige Fehlinformationen. Was stimmt – und was ist Mythos? 

  • Eine ballaststoffreiche Ernährung ist bei akuter Divertikulitis immer gut? Das stimmt so nicht! Auch wenn eine ballaststoffreiche Nahrung normalerweise für den Darm und eine gesunde Darmflora (intestinale Mikrobiota) vorteilhaft ist, sollten diese vielen Ballaststoffe während einer akuten Entzündung gemieden werden, da sie schwer zu verdauen sind. 
  • Ist eine Divertikulitis das Ergebnis einer schlechten Ernährung? Ob die Ernährung einen direkten Einfluss darauf hat, dass sich Darmdivertikel entzünden, ist bisher noch nicht vollständig gesichert. Studien belegen aber einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von nicht-verarbeitetem rotem Fleisch und einem höheren Risiko für eine Divertikulitis.7 
  • Harte Nahrungsbestandteile sind tabu? Das stimmt nicht! Auf Nüsse, Samen, Körner und kernhaltige Lebensmittel müssen Divertikulitis-Patienten nicht verzichten. Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Belege, dass solche Lebensmittel das Entzündungsrisiko erhöhen.8  
  • Eine vegetarische oder vegane Ernährung verhindert eine Divertikulitis? Wer sich vorwiegend vegetarisch und ballaststoffreich ernährt, kann das Entzünden vorhandener Divertikel verhindern. Zudem weisen sowohl Vegetarier als auch Veganer seltener Divertikel auf.9 
  • Alkohol hat keinen Einfluss auf Divertikulitis? Das stimmt nicht ganz! Es gibt zwar derzeit keine Daten, dass ein moderater Alkoholkonsum Einfluss auf die Entstehung einer Divertikulitis nimmt10, aber: Sollte eine akute Entzündung vorliegen oder es in der beschwerdefreien Phase nach dem Genuss von alkoholischen Getränken zu Symptomen kommen, ist ein Verzicht angeraten. 

Häufig gestellte Fragen zur Ernährung bei Divertikulitis


Was kann man bei einer akuten Divertikulitis essen?

Die Ernährung während eines akuten Divertikulitis-Schubs hängt von dem Schweregrad ab. Nach Rücksprache mit einem Arzt, können Sie bei einer leichten Entzündung leicht verdauliche und ballaststoffarme Lebensmittel zu sich nehmen. Geeignet sind beispielsweise Zwieback, Brühe, mageres Fleisch und passiertes Gemüse wie Zucchini oder Kürbis. Liegt allerdings eine schwere Divertikulitis vor, muss in der Regel für einige Tage auf Nahrung verzichtet werden (Nahrungskarenz). Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist meist erforderlich, da wichtige Nährstoffe über eine Infusion (parenterale Ernährung) zugeführt werden.

Wie lange Schonkost nach Divertikulitis?

Nach einer akuten Divertikulitis-Phase sollte langsam wieder auf eine leicht verdauliche Kost umgestellt werden, beginnend mit ballaststoffarmen Lebensmitteln. Diese Phase sollte mindestens eine Woche andauern, kann aber je nach Schweregrad der Entzündung und ärztlicher Empfehlung auch länger sein.7 Es ist wichtig, den Darm schrittweise an ballaststoffreichere Nahrung zu gewöhnen.

Wie sollte die Basis-Ernährung zur Vorbeugung von Divertikulitis aussehen?

Nach der Ausheilung einer Divertikulitis sollte die Ernährung ballaststoffreich sein. Dazu gehören Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte und Samen. Getrocknete Früchte wie Feigen und Aprikosen sind in Maßen ebenfalls empfehlenswert. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 Litern täglich, vorzugsweise Wasser oder ungesüßter Tee.10

Was darf man bei Divertikulitis nicht trinken?

Während einer Divertikulitis sollten Sie auf Kaffee, schwarzen Tee und kohlensäurehaltige Getränke verzichten, da diese die Darmtätigkeit anregen oder den Darm belasten können. Stilles Wasser und ungesüßte Kräutertees sind die besten Alternativen, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Stephanie Letz Schon früh schrieb Stephanie Letz gerne an eigenen Texten. Später weckte die langjährige Arbeit in der Radiologie ihr Interesse für die Medizin und Gesundheitsthemen. Um die Leidenschaft aus der Kindheit damit zu verknüpfen, entschied sie sich für ein Journalismus-Studium mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaft an der Hochschule Ansbach. Stephanie Letz Autorin kanyo® mehr erfahren
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