Reizdarmsyndrom: Ernährung als wichtiger Aspekt
Die Ernährung ist beim Reizdarmsyndrom essenziell, vor allem, wenn es um die Behandlung der Erkrankung geht. Generelle Regelungen zur Ernährung bei Reizdarm und wie diese auszusehen hat, gibt es aber keine. Jeder Patient reagiert anders auf bestimmte Lebensmittel und auch nicht bei jedem führt eine Ernährungsumstellung zur Besserung der Symptome. Trotzdem sind sich Experten einig, dass die Ernährung den Reizdarm positiv beeinflussen kann.
Da die individuelle Verträglichkeit von Lebensmitteln bei Patienten stark variiert, gibt es keine allgemeinen Verbote und auch keine Diät bei Reizdarm. Was bei dem einem starke Beschwerden auslöst, ist für den anderen gar kein Problem. Trotzdem sollten Betroffene manche Lebensmittel bei einer auf Reizdarm abgestimmten Ernährung eher meiden oder nur in geringen Mengen aufnehmen. Dazu gehören besonders fetthaltige Lebensmittel wie Pommes und Hamburger (sind meist schwer verdaulich) und sehr scharfe Speisen wie Wasabi-Sauce (reizen den Darmtrakt zusätzlich).
Alkohol und Nikotin können sich ebenfalls belastend auf den Magen-Darm-Trakt auswirken. Auf deren Konsum verzichten Betroffene am besten. Wenn Sie sich unsicher sind, halten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache. Er kann Sie dazu beraten, welche Nahrungsmittel für Sie in welcher Menge geeignet sind und wie für Sie die richtige Ernährung bei Reizdarm aussieht.
Ballaststoffe als Teil der Ernährung bei Reizdarmsyndrom
Eine gesteigerte Ballaststoff-Zufuhr ist grundsätzlich kein Allheilmittel, um Beschwerden wie Bauchschmerzen zu lindern. Trotzdem kann die Einbeziehung von Ballaststoffen in die Ernährung bei Reizdarm mitunter die Symptome bessern.
Ballaststoffe sind langkettige Kohlenhydrate. Sie können vom Organismus nicht richtig zersetzt werden und erreichen den Dickdarm quasi unverdaut. Ballaststoffe haben dadurch eine aktivierende und anregende Wirkung auf die Verdauung. Folgende Lebensmittel sind gute Ballaststoff-Lieferanten:
- Vollkornprodukte (zum Beispiel Brot und Nudeln)
- Gemüse (zum Beispiel Rosenkohl und Paprika)
- Nüsse (zum Beispiel Mandeln und Walnüsse)
- Hülsenfrüchte (zum Beispiel Linsen und Bohnen)
- Obst (zum Beispiel Kiwis und Beerenfrüchte)
Die empfohlene Menge an Ballaststoffen pro Tag liegt für Frauen bei 23 Gramm und für Männer bei 25 Gramm.2 Viele Menschen erreichen diese Vorgaben nicht. Patienten mit Reizdarm sollten in ihrer Ernährung aber nur langsam den Ballaststoff-Anteil erhöhen. Eine plötzliche ungewohnt hohe Aufnahme kann zum Beispiel Krämpfe und Blähungen verursachen, da der Darm die großen Mengen an Ballaststoffe nicht gewohnt ist.
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Reizdarm und Ernährung: FODMAP-Diät als Lösung?
Die Abkürzung FODMAP setzt sich aus den folgenden Begriffen zusammen: fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und (englisch and) Polyole. FODMAP bezeichnet Nährstoffe, die im Darm unzureichend verdaut werden und daher unter Umständen Blähungen oder Krämpfe auslösen können. Demnach rufen Lebensmittel mit geringem FODMAP-Anteil auch weniger bis keine Beschwerden hervor. Viele Patienten mit Reizdarm geben an, dass eine FODMAP-reduzierte Ernährung ihre Symptome deutlich lindert.
Zu den Lebensmitteln mit hohem FODMAP-Gehalt werden unter anderem folgende gezählt:
- reife Bananen
- Johannis- und Brombeeren
- Blumenkohl, Weißkohl und Wirsing
- Zwiebeln
- Weizen (und Produkte aus Weizenmehl)
- Milch
- Joghurt
- Honig
Die nachstehenden Nahrungsmittel sollen einen geringeren FODMAP-Anteil aufweisen und werden demnach zum Beispiel als Teil der Diät für eine Ernährung bei Reizdarm empfohlen:
- Honigmelonen
- Erdbeeren
- Weintrauben
- Kartoffeln
- Karotten
- Kürbisse
- Fleisch
- Fisch
- Hafer
- Dinkel
- Eier
Viele Betroffene sind vom FODMAP-Prinzip überzeugt und passen ihre Ernährung an. Das Testen der Diät kann in jedem Fall einen Versuch wert sein.
Buchtipp: Reizarme Ernährung
Sie leiden unter Reizdarm, Colitis ulcerosa oder der Divertikelkrankheit? Prof. Dr. Martin Storr beschreibt in seinem Buch „Reizarme Ernährung“, wie es Ihnen mit Hilfe der FODMAP-Diät gelingen kann, sich gesund zu ernähren – und dabei gleichzeitig vorhandene Beschwerden unter Kontrolle zu bringen. Mit vielen leckeren Rezeptideen.
Weitere Tipps für die Ernährung bei Reizdarm
Für Patienten ist es häufig hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen. Notieren Sie sich beispielsweise Folgendes:
- Art der Lebensmittel
- Menge der Lebensmittel
- Zeitpunkt der Aufnahme
- ausgelöste Symptome
- Intensität der Beschwerden
Zum einen hilft das Aufschreiben dabei, sich die eigenen Essgewohnheiten bewusstzumachen. Zum anderen zeigt sich hier schnell, welche Lebensmittel gut und welche schlecht vertragen werden. Auch für den Besuch beim Arzt ist das Ernährungstagebuch hilfreich. Der Mediziner hat die Möglichkeit, sich durch die Aufzeichnungen schnell einen Überblick verschaffen. Das ist wichtig, da ein Meiden von Lebensmitteln (und Lebensmittelgruppen) immer abgesprochen werden sollte. Sonst könnte es zu Mangelerscheinungen kommen.
Gut zu wissen
Die richtige Ernährung bei Reizdarm sieht für jeden Betroffenen anders aus. Ein strikter Verzicht auf Nahrungsmittel ist beim Reizdarm in der Regel aber nicht nötig.
Bei manchen Menschen mit Reizdarm lindert es Bauchschmerzen und andere Beschwerden, wenn sie ihre Nahrung über mehrere kleine und verteilte Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Die Verdauung der Speisen ist dann nicht so belastend für das Verdauungssystem. Nehmen Sie sich außerdem ausreichend Zeit beim Essen und genießen Sie die Mahlzeit ohne Hast. Kauen Sie ausreichend. Vor allem am Abend sollten Sie leichte Speisen gegenüber schweren Mahlzeiten bevorzugen. Viele Menschen vertragen diese vor dem Schlafengehen nicht gut.
Zum Schluss: Entspannen Sie, was das Thema Ernährung betrifft. Da jeder Patient andere Lebensmittel unterschiedlich gut verträgt, kann es durchaus eine Weile dauern, bis Sie die für Sie richtige Ernährung bei Reizdarm gefunden haben.