Was macht den Darm zum Reizdarm?


Um den Reizdarm mit Medikamenten, Hausmitteln oder Homöopathie behandeln zu können, ist es wichtig, seine Ursachen zu kennen. Doch genau hier liegt das Problem. Warum manche Menschen unter den Symptomen dieser Darmstörung leiden und andere wiederum nicht, ist bislang nicht abschließend geklärt. Trotz allem gibt es Faktoren, die die Entstehung von Beschwerden erwiesenermaßen begünstigen können. Hierzu zählen:

  • Veränderungen der Darmflora
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • psychische Einflüsse wie Stress oder Kummer
  • genetische Veranlagung

Wichtiges zur Darmflora

Die Darmflora, auch intestinale Mikrobiota genannt, besteht aus einer Vielzahl verschiedener gesundheitsfördernder Bakterienkulturen. Diese sind vor allem verantwortlich für die Verdauung und den Schutz vor Krankheitserregern. Gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht — beispielsweise durch einen Magen-Darm-Infekt oder die Einnahme von Antibiotika — können die Bakterien ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen. Es entstehen Symptome wie Durchfall, Verstopfung, häufiger Stuhldrang oder Bauchschmerzen.

Nicht belegt ist bisher, ob eine ungesunde Lebens- oder Ernährungsweise für den Reizdarm verantwortlich ist — jedoch ist es möglich, die Symptome durch eine ausgewogene Nahrungszusammensetzung (viel Obst und Gemüse) und den Verzicht auf Nikotin sowie Alkohol positiv zu beeinflussen. Bewusste Ernährung kann also ein Mittel gegen Reizdarm sein.

Mögliche Medikamente bei Reizdarm-Beschwerden


Die Behandlung dieser Darmerkrankung erfolgt ursächlich und symptomatisch, da es bisher kein Medikament gibt, welches das Reizdarmsyndrom im Gesamten heilt. Zum einen ist es also wichtig, gegen die Auslöser der Erkrankung vorzugehen, und zum anderen, starke Beschwerden des Reizdarms möglicherweise mit Medikamenten zu lindern. Je nach Krankheitszeichen werden verschiedene Mittel eingesetzt:

  • Durchfall: Bei besonders starkem und belastendem Durchfall (Diarrhö) können sogenannte Antidiarrhoika, wie beispielsweise Loperamid, eingenommen werden.
  • Bauchschmerzen: Hier helfen Wirkstoffe mit krampflösenden Eigenschaften wie Butylscopolamin. Doch auch durch die Einnahme von Pfefferminzöl-Kapseln lassen sich Schmerzen unter Umständen lindern.
  • Verstopfung: Bei Beschwerden aufgrund von Verstopfung (Obstipation) kommen Laxantien wie Laktulose zum Einsatz. Diese ziehen Wasser in den Dickdarm und machen den Stuhl so weicher.
  • Blähungen: Bei zu viel Gasbildung im Magen-Darm-Trakt wird Simeticon empfohlen. Dieses Arzneimittel wirkt entschäumend und löst Luftbläschen auf.2

Häufig raten Ärzte auch zur zusätzlichen Einnahme von Mikrobiotika. Dabei handelt es sich um Präparate, die vermehrungsfähige Bakterienkulturen (Probiotika) enthalten und so die Darmflora stabilisieren.

Mikrobiotika als Mittel gegen Reizdarm

Da die Symptome des Reizdarms in den meisten Fällen mit einer gestörten Darmflora einhergehen, besteht ein Behandlungsansatz darin, die natürliche Bakterienbesiedlung des Darms mit Mikrobiotika zu unterstützen. Der Vorteil: Die Präparate sind durch die positive Beeinflussung der Darmflora in der Lage, die Gesamtsymptomatik zu verbessern und nicht nur einzelne Beschwerden zu lindern.

Reizdarm — was außer Medikamenten noch hilft


In vielen Fällen ist jedoch nicht allein die gestörte Darmflora schuld an der Darmerkrankung, sondern beispielsweise eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Hier besteht der erste Therapieschritt aus dem Verzicht auf das verursachende Lebensmittel — nicht aus der Einnahme von Medikamenten gegen den Reizdarm. Unter anderem lassen sich beispielsweise im Rahmen einer FODMAP-Diät solche Nahrungsmittel ausmachen, die zu Beschwerden wie Durchfall oder Blähungen führen. Im Experteninterview erfahren Sie mehr über diese Diät.

Generell kann sich eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung positiv auf die Darmgesundheit auswirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt mindestens 30 Gramm Ballaststoffe am Tag in Form von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst.3

Verzichten Sie auf Folgendes:

Einige Lebensmittel können das Verdauungssystem belasten, hierzu gehören Kohl, Bohnen, Zwiebeln, Kaffee, schwarzer Tee und scharfe Gewürze wie Chili.

Bei stressbedingtem Reizdarm gilt als Mittel der Wahl gegen die Beschwerden: Stress vermeiden oder regelmäßig abbauen. Ob berufsbedingt oder aufgrund von privaten belastenden Situationen: Werden Wut, Angst, Kummer oder Überlastung zum Dauerzustand, nehmen sie Einfluss auf die Gesundheit — auch auf die des Darms. Um Beschwerden entgegen zu wirken oder sie zu reduzieren, gibt es eine ganze Auswahl an Mitteln gegen Stress und damit auch gegen den Reizdarm:

  • Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation
  • Coaching und Gesprächstherapien mithilfe von Psychologen
  • Sport zum Abbau angestauter Wut oder anderer negativer Emotionen
  • Auszeiten schaffen und sich selbst etwas Gutes tun, zum Beispiel Freunde treffen

Reizdarmsymptome wie anhaltende Bauchschmerzen oder ständige Durchfälle im Alltag können auch selbst Auslöser für Stress sein — ohne dass die berufliche oder familiäre Situation mit hineinspielt. Daher gilt für alle Betroffenen: Entspannen Sie so oft wie möglich.

Wird ein Reizdarm diagnostiziert, sind Medikamente nicht immer die erste Wahl. Zunächst klären Ärzte den Patienten ausführlich über die Erkrankung auf, um Ängste zu reduzieren. Anschließend wird gemeinsam mit dem Betroffenen über die Therapiemaßnahmen gesprochen. Bei erträglichen Beschwerden raten Spezialisten zur Stabilisierung der Darmflora, einer ausgewogenen Ernährung sowie zur Vermeidung von Stress. Treten besonders starke Symptome des Reizdarms auf, werden zusätzlich Medikamente verordnet.

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Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
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