Die Anatomie des Dickdarms
Der Dickdarm beginnt an der sogenannten Bauhin-Klappe, die diesen Darmabschnitt vom Dünndarm trennt, und endet am Analkanal. Er setzt sich aus insgesamt vier Teilen zusammen:
- Blinddarm (Caecum)
- Wurmfortsatz (Appendix)
- Grimmdarm (Colon) mit vier Teilabschnitten
- Mastdarm (Rektum)
Analkanal und Mastdarm werden häufig auch unter der Bezeichnung „Enddarm“ zusammengefasst.
Der Dickdarm im Querschnitt
Das Hohlorgan besteht aus drei Schichten. Die innerste Schicht ist die Schleimhaut, die den Darm auskleidet. Ihre Oberfläche vergrößert sich immens durch die sogenannten Krypten – tiefe Einstülpungen in der Schleimhaut. Darüber folgen eine ringförmige und eine längs ausgerichtete Muskelschicht.
Dazwischen liegen zwei Nervengeflechte, die Mediziner als Meissner-Plexus und Auerbach-Plexus bezeichnen. Über den beiden Muskelschichten liegt ein lockeres Bindegewebe. Typisch für den Dickdarm sind die Einschnürungen, die der Darm über den gesamten Verlauf (außer an Appendix und Mastdarm) trägt.
Die Teile des Dickdarms
Der Blinddarm verdankt seinen Namen der Tatsache, dass er nach fünf bis sieben Zentimetern „blind“ endet.2 Häufig wird er mit dem Wurmfortsatz verwechselt, der jedoch lediglich einen Anhang des Blinddarms darstellt. Der etwa sieben bis acht Zentimeter lange3 Wurmfortsatz endet ebenfalls blind.
Vom Blinddarm ist er durch eine Schleimhautfalte getrennt. Er zeichnet sich durch ein dichtes Netz lymphatischer Strukturen aus und ist für die Verdauung selbst daher nicht von Bedeutung. Zu den Nerven, die den Wurmfortsatz versorgen, gehören auch einige Rückenmarksnerven, weshalb eine Entzündung hier sehr schmerzhaft sein kann.
Auf der anderen Seite des Blinddarms schließt sich der Grimmdarm an. Er bildet den Hauptkanal des Dickdarms und weist durch seine stark strukturierte Schleimhaut eine enorm große Oberfläche auf. Er zeichnet sich durch die typischen Einschnürungen aus, die durch die Kontraktion der Muskulatur entstehen, wenn der Speisebrei transportiert wird.
Dem Grimmdarm folgt als letzter Abschnitt der etwa 12 bis 16 Zentimeter lange4 Mastdarm. Ein Teil dieses Darms führt aus dem Bauchraum heraus und verbindet den Dickdarm mit dem Analkanal. Einschnürungen wie der Grimmdarm besitzt dieser Darmteil nicht. Dafür verfügt er über drei Falten, die dem Dickdarm seine Funktion als vorläufiger Speicher für den Stuhl ermöglichen.
Die Bakterienflora des Dickdarms
Der Dickdarm ist von einer reichen, vorrangig anaeroben (keinen Sauerstoff benötigenden) Bakterienflora besiedelt, deren Reservoir im Blinddarm liegt. Hier kommen vor allem Bakterien folgender Stämme vor:
- Bacteroides
- Clostridium
- Lactobacillus
Diese Bakterien können unter anderem Nahrungsbestandteile aufschließen, für die dem Menschen selbst die Enzyme fehlen. Dazu zählen unter anderem bestimmte Ballaststoffe wie die Cellulose. Bei der Bakterienverdauung dieser Nahrungsbestandteile entstehen unter anderem freie Fettsäuren, einige wenige Gifte sowie Gase.
Während die Gifte vom Organismus rasch wieder abgebaut werden, wandern die Gase durch den Darm und machen sich ab und zu als Darmwinde oder auch als Blähungen bemerkbar. Außerdem produziert die Darmflora beispielsweise das für die Blutgerinnung so wichtige Vitamin K und deckt damit einen Teil des täglichen Bedarfs.
Dickdarm – Funktion für den Körper
Der Dickdarm hat zwei grundlegende Aufgaben. Er verarbeitet zum einen den aus dem Dünndarm kommenden Nahrungsbrei zu Kot und ist zum anderen Teil des Immunsystems.
Der Dickdarm in der Verdauung
Der Dickdarm entzieht dem Nahrungsbrei die restlichen 20 Prozent5 des für den Körper wiederverwertbaren Wassers und verarbeitet den Brei zu Kot. Damit dieser besser durch den Darmkanal gleitet, wird er von Schleimstoffen umhüllt. Darüber hinaus werden im Dickdarm Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Chlorid in den Körper aufgenommen und bei Bedarf auch über den Darm an den Kot abgegeben.
Die wichtigsten Darmabschnitte für die Verdauungsfunktion sind der Grimmdarm und der Mastdarm. Der Wurmfortsatz hat keinen, der Blinddarm nur einen geringen Anteil an der Verdauungsleistung. Für den Stuhlgang ist vor allem der Mastdarm wichtig. Wenn dieser Darmteil mit Kot gefüllt ist, entsteht der Drang, zur Toilette gehen zu müssen.
Dickdarm – die Funktion in der Immunabwehr
Der Dickdarm ist für das Immunsystem noch bedeutender als der Dünndarm. Das Lymphgewebe in der Dickdarmschleimhaut gehört zum sogenannten GALT (gut-associated lymphoid tissue), einem Teil des Lymphsystems, das den gesamten Bauchraum durchzieht. Der Blinddarm ist zudem ein Reservoir für lymphatische Zellen, die zu diesem Teil des Immunsystems zählen.
Deutlich wichtiger für das Immunsystem ist jedoch der Wurmfortsatz, den man einst für ein funktionsloses Anhängsel hielt. Aufgrund seiner immunologischen Bedeutung nennt man ihn auch Darmtonsille. Das Immunsystem des Dickdarms erkennt unter anderem Bakterien, Viren und Parasiten, aber auch Antigene.
Greifen diese den Darm an und verursachen beispielsweise Durchfälle oder eine Dickdarmentzündung, bietet der Wurmfortsatz der physiologischen Darmflora ein sicheres Rückzugsgebiet, wo sie von der Immunabwehr des Körpers geschützt wird. Deshalb hat auch der für die Verdauung bedeutungslose Appendix eine stark strukturierte und damit vergrößerte Oberfläche. So kann er die auslösenden Antigene möglichst zuverlässig erkennen.
Gut zu wissen:
Die Dickdarmentzündung zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Darms. Zwei der Krankheiten, bei denen sie eintritt, sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die beide zu den chronischen Dickdarmentzündungen gehören. Medizinier vermuten, dass eine genetische Veranlagung die Erkrankungen begünstigt.